
„Ich will verstehen.“
Erzählung
Heute werden vielfach „Erzählungen“ eingefordert, wahlweise auch „Narrative“, die die Kraft haben sollen, Menschen zu etwas zu motivieren - zu etwas, das sie möglicherweise erst mal gar nicht wollen. Wenn man den sauren Drops in eine süße Verpackung, die scheußliche Wirklichkeit in schöne Worte kleidet, dann - so die Idee dahinter - kommt man damit durch und erreicht sein Ziel.
Hinter dieser Auffasssung stecken allerdings verschiedene Probleme: Zum einen in der Erzählung selbst.
Erziehung
„Ach, ist das Kind aber gut erzogen“, heißt es von Erwachsenen, wenn eben jenes Kind ganz leise ist, still vor sich hinspielt, nicht quengelt, nichts herumwirft, mit einem Besteckteil sein Essen einigermaßen sauber zum Mund führt. Wenn es also in eine Ordnung passt, die die Gesellschaft goutiert. Wenn es sich möglichst unauffällig verhält.
Eskapade
Was mit diesem Wort gemeint ist, scheint schnell klar zu sein: Wer sich Eskapaden erlaubt, der begeht Verrücktheiten, andere rümpfen die Nase über eine Verhaltensweise, die sich nicht gehört. Eskapaden sind hierzulande selten gern gesehen.
Denn - im herkömmlichen Wortsinne: Hier entsagt jemand einer Gewohnheit, flüchtet sich aus gesetzten Regeln und Vorgaben.
Erfindung
„Das ist doch bloß erfunden!“ kann man hören, wenn ein Kind einen bei einer Räuberpistole auf die Schliche kommt. Ähnlich halten es Leute, die in diesem Stadium hängen geblieben sind und nicht dazu lernen wollen. Man will nicht glauben, was man hört und sieht.
Erfahrung
Schon wieder so ein schönes Wort. Eines, das übrigens recht häufig verwendet wird, oft allerdings inhaltsleer. Dann wird es im gleichen Atemzug genannt wie Erkenntnis oder Erlebnis. Hier können wir diese verschiedenen Begriffe vielleicht mal auseinandernehmen.
Fangen wir hinten an.
Energie
Wenn von Energie die Rede ist, fragt man sich wahlweise, ob das Smartphone noch genug Saft hat für die nächste Stunde, ob man auch in der Zukunft noch den benötigten Strom aus der Steckdose bekommt oder ob die eigene Energie noch ausreicht, um die Fitnessübung bis zum Ende durchzuhalten.
Ist Energie im Spiel, ist im Prinzip immer was los.
Erwartung
Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. Voller Erwartung stehen die Kinder mit Schultüte das erste Mal im Klassenzimmer, mit großer Spannung schaut der Formel-1-Rennstall auf die Anzeige mit den 100stel Sekunden und mit angehaltenem Atem warten die Medienvertreter nach den Wahl auf die erste Hochrechnung. Werden die gesteckten Ziele wohl erreicht? Kann man den Vorstellungen, die aus dem jeweiligen Umfeld kommen, gerecht werden?
Denn das ist der Kern der Erwartung: Man will Ergebnisse sehen, und zwar beste. Und das schnell.
Erhabenheit
Ein großes Wort. Man hebt ab, schwebt über den Dingen. Vielleicht geht auch die Bodenhaftung verloren. Also eigentlich nichts für Zeiten, in denen energisches Anpacken gefragt ist, in denen Abgehobenheit als weltfremd gilt.
Und doch hat dieses irgendwie altmodisch klingende Wort eine gewisse Anziehungskraft.
Eigensinn
Mit dem Eigensinn ist das verbreitet so eine Sache. Der geht gedanklich ganz schnell einher mit Eigenschaften wie Dickköpfigkeit, Halsstarrigkeit, Sturheit. Und damit ist man ebenso schnell bei der Einschätzung, dass man es mit solch einer Figur nicht leicht hat. Aber genau das will man doch allerorten.
Einfühlungsvermögen
Einer der Begriffe dieser Tag heißt „Resilienz“. Klingt fachmännisch. Muss man also lernen. Oder sich entsprechend coachen lassen. Denn die Fähigkeit, der Welt und ihren Wirren Widerstand entgegenzusetzen wird zur Kernkompetenz des modernen Menschen erhoben. Bloß nichts an sich herankommen lassen, alles schön abwehren. Dann geht es einem gut.
Erfolg
Dieses Wort scheint hier, in diesem Blog, doch eigentlich keinen Beitrag zu erfordern. Was will man denn ergründen? Ist doch klar, was Erfolg meint, was Erfolg ist. Wenn man ein gestecktes Ziel – weiter, höher, mehr, größer – erreicht hat, dann spricht man von einem erfolgreichen Ausgang. Geschafft. Hinsetzten. Besser noch: weitermachen.