Eskapade

Was mit diesem Wort gemeint ist, scheint schnell klar zu sein: Wer sich Eskapaden erlaubt, der begeht Verrücktheiten, andere rümpfen die Nase über eine Verhaltensweise, die sich nicht gehört. Eskapaden sind hierzulande selten gern gesehen.

Denn - im herkömmlichen Wortsinne: Hier entsagt jemand einer Gewohnheit, flüchtet sich aus gesetzten Regeln und Vorgaben.

Ausbruch bedeutet in unserer Gesellschaft allerdings nichts Gutes. Wo soll denn das hinführen, wenn man sich nicht an das hält, was immer schon so war - wann auch immer dieses „Immer“ gewesen sein soll - und was von der Gesellschaft - wer auch immer dazu gehört - festgelegt worden ist?

Eskapaden darf es maximal unter ganz klar definitierten Rahmenbedingungen geben. Im Karneval, auf dem Oktoberfest, im Theater oder eher noch Kabarett, auf der Reeperbahn, am Ballermann. Im Ausnahmezustand muss man ja wohl mal über die Stränge schlagen dürfen.

Wenn Eskapaden sich auf solche Felder der Unterhaltungsindustrie und Ablenkungsmanöver im Sinne der römischen Zirkus-Spektakel „Brot und Spiele“ beschränken, dann gibt es da nicht viel zu hinterfragen. Belustigung der Massen, denen man „Escape“-Räume gibt, in denen sich alle mal systemerhaltend austoben können.

Man könnte dem Wort allerdings auch eine andere Bedeutung entnehmen. Wenn - wie ursprünglich verstanden - damit das Ausscheren aus Gewohnheit gemeint ist, dann geht es konsequenterweise darum, etwas anders, etwas neu zu machen. Gewohntes Terrain wird verlassen, neue Zeichen gesetzt, kreative Ideen in die Welt gebracht.

Das wiederum hat ganz andere Folgen. Nicht den Kater am nächsten Tag oder die Erkenntnis, dass der Alltag weiterhin genau das ist: Alltag. Echte Eskapaden führen eben nicht zur Stabilisierung des Status Quo, sondern rütteln an den Grundfesten des Bestehenden. Daraus wacht man nicht auf und findet sich am Ausgangspunkt wieder, Eskapaden führen zu neuen Ufern.

Ob man die nun erreichen wollte, ob dieses Ufer grüner ist und eine schönere Aussicht hat, das sei dahin gestellt. Manch eine Eskapade, die gründlich umwälzt, führt in einen Zustand zwischen Ernüchterung und Desaster. Doch Eskapaden, die einer Haltung, einer grundlegenden Überzeugung, dem Bewußtsein folgen, dass das Gewohnte überwunden werden muss, um Zustände zum Besseren hin zu verändern, solche Eskapaden brauchen wir. 

Wie kann man derartige Eskapaden beflügeln? Wie kann man die Lust darauf wecken, mutig auszubrechen, anstatt zuzusehen oder nur mitzumachen? Wie kann man Faszination für die Eskapade wecken?

Geben wir ihr erst mal den Ruf zurück, den sie verdient hat. Lassen wir nicht nur Kindern und Jugendlichen ihre Ausbruchsversuche, sondern verbinden wir das Tänzeln abseits der ausgetretenen Pfade mit einer Lockerungsübung für eine Welt, die sich in kein Raster pressen lässt.

Eskapade sollte eine Kunst sein, die man Zeit seines Lebens verfeinert. Die man immer weiter entwickelt, die andere mitreißt und ständig neue Impulse gibt. Wenn das nicht mal schrill ist.

Zurück
Zurück

Frage

Weiter
Weiter

Transformation