Erhabenheit

Ein großes Wort. Man hebt ab, schwebt über den Dingen. Vielleicht geht auch die Bodenhaftung verloren. Also eigentlich nichts für Zeiten, in denen energisches Anpacken gefragt ist, in denen Abgehobenheit als weltfremd gilt.

Und doch hat dieses irgendwie altmodisch klingende Wort eine gewisse Anziehungskraft. Wir verbinden es mit Menschen, denen wir Bewunderung entgegenbringen, die man als Vorbild empfinden kann.

Meistens geht es um Persönlichkeiten, denen man eine große Denkkraft, ein Verständnis der Welt zuschreibt, das man im Normalbetrieb nicht findet. Philosophinnen, Soziologen, Historikern oder auch Künstlerinnen schreiben wir zuweilen solch eine Eigenart zu. Sie sind in der Lage, Zusammenhänge zu sehen, zu beschreiben, zu vermitteln und zu gestalten, Zusammenhänge, die andere nicht entdecken.

Damit das möglich ist, müssen diese Menschen Abstand gewinnen. Im Alltagsbetrieb sind wir alle umgeben von Anforderungen, innerhallb derer wir funktionieren sollen, die uns Aktivitäten abverlangen, bei denen wir meist nicht großartig nachdenken sollten, wenn wir denn den Job, die Aufgabe lösen wollen. Jeder Gedankenschlenker hält da nur auf, verzögert das Ergebnis.

Insofern hört manch einer, der erst mal – womöglich noch in Ruhe – nachdenken möchte, den Rat: „Mach‘ Dir keine Gedanken.“
Das soll beschwichtigend klingen, beruhigend. Einfach mal machen, und die Dinge werden sich schon lösen.

Wohin das führt, erleben wir in einer komplexen Welt, in der wohl doch nicht jeder „einfach mal machen“ kann, zunehmend. Wir haben uns in eine Situation hineinmanövriert, die wir verbreitet gedankenlos angesteuert haben. Und nun stehen wir im Stau, vor dem Ende einer Sackgasse oder gar vor dem Abgrund.

Spätestens jetzt sollten wir uns unseres Denkverrmögens besinnen, uns einmal auf Abstand begeben, eine andere Perspektive einnehmen und nach Wegen suchen, die uns aus dem Schlamassel wieder herausführen.

Dabei kann es helfen, nach denjenigen Ausschau zu halten, die sich von all dem frei gehalten, die den Überblick behalten haben. Und die uns – nein, eben nicht abgehoben – mit souveräner Erhabenheit guten Rat geben können. 

Auf die zu hören, deren Einsichten wahrzunehmen, sich aufgerufen zu fühlen, darüber selber mehr verstehen zu wollen und seine eigene Navigation neu auszurichten – das kann ein großartiger Impuls der Erhabenheit sein.

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