Weltschmerz

Man muss wohl sehr unerschütterlich sein, wenn die Jetztzeit und der Blick in die Zukunft keine Empfindungen auslösen. Manche haben eine große Zuversicht, andere wiederum können sich mit Ignoranz wappnen. Doch Vielen macht das, was um uns herum, in direkter Nähe bis in (vermeintlich) weiter Ferne geschieht, große Sorge.

Und so bekommt hier ein Wort seinen Platz, das irgendwo zwischen poetisch schön und erschreckend dokumentarisch interpretiert werden kann.

Was soll das für ein Schmerz sein? Tut einem selber was weh oder hat die Welt Verletzungen? Ist das ein vorübergehendes Wehwehchen oder ein chronischer Schmerz? Ist das Gejammer wehleidig oder handelt es sich um einen ernstzunehmenden Zustand?

Auf jeden Fall greift das Phänomen geradezu pandemisch um sich. Und es scheint hochansteckend zu sein. Dabei kann es jeden Menschen treffen. Es gibt weder eindeutige Risikofaktoren noch sichere Immunisierung.

Lässt sich Weltschmerz definieren, erklären und gar behandeln?
Schon mit der Definition - das wurde bereits deutlich - ist es so eine Sache. Sicher ist: Menschen mit Weltschmerz leiden darunter. Zuweilen so sehr, dass sie erkennbar krank werden.

Was ist mit der Erklärung? Woher kommt dieser Schmerz? In der Regel reagiert der Körper mit Schmerz auf einen äußeren Reiz, der Gefahr bedeutet. Schon Kleinkinder werden vor der heißen Herdplatte gewarnt. Trifft einen der Schmerz, sollte man schnell reagieren, z.B. die Hand sofort zurückziehen.
Schwieriger wird es mit seelischen Schmerzen, die sich nicht durch äußere Merkmale eindeutig identifizieren lassen.
Bei Weltschmerz handelt es sich um einen solchen Schmerz, der zudem viele unterschiedliche Formen annehmen kann.

Und das macht den dritten Punkt so knifflig. Wie will man einen Schmerz behandeln, der kaum eindeutig diagnostizierbar und genausowenig erklärbar ist?

Da hilft erst mal Zuhören. Wenn Weltschmerz ernst genommen wird, wenn es die Möglichkeit gibt, darüber zu sprechen, wenn da jemand ist, der diesen Schmerz wahrnehmen kann, dann ist ein guter Anfang gemacht.
Je mehr Menschen sich darüber bewusst werden, dass dieses Phänomen keine Weicheierei ist, sondern von einer sensiblen Haltung zeugt, desto besser kann es uns gelingen, Weltschmerz zu behandeln.

Auf jeden Fall nicht, indem wir ihn ignorieren oder kleinreden, sondern indem wir dem, was ihn verursacht - vielfaches Leid in unserer Welt - etwas entgegensetzen. 
Schmerz lässt sich zuweilen durch aktive Übungen, durch eine bewusste Auseinandersetzung lösen oder lindern.
Wir sollten also - mit oder ohne akutem Weltschmerz - in einer konzertierten Aktion all das angehen, was Viele quält. Weil damit für uns alle die Welt schmerzfreier und damit lebenswerter wird.

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