
„Ich will verstehen.“
Fotografie
Wenn man sich die Zusammensetzung dieses Wortes vor Augen hält, dann steckt da die Bedeutung „mit Licht zeichnen“ drin. Wie poetisch. Vor allem, wenn man sich dann wiederum anschaut, was heute so alles unter diesem Begriff in die Welt gesetzt wird. Da ist es bald vorbei mit der Poesie.
Sicherheit
“So sicher wie das Amen in der Kirche“, „sicher wie eine Bank“, andere Formen von Sicherheitsgarantien - für Freiheit, für Frieden, für die Gültigkeit von Abkommen und Versicherungsverträgen. Darauf haben wir uns lange verlassen. Dass es Sicherheit gibt. Dass Menschen, Männer in machtvollen Personen - ob gewählt oder nicht - daran interessiert sind, Sicherheit zu schaffen, ja zu garantieren und den weniger machtvollen Menschen damit ein Umfeld zu ermöglichen, in dem es sich hier, jetzt und morgen einigermaßen gefahrlos leben lässt.
Wirtschaft
„Nicht alles ist Wirtschaft, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts.“ Was für eine krause Logik. Und nur dadurch, dass diese industriekapitalistische Behauptung immer wieder breitbeinig behauptet wird, wird der Satz nicht wahrer.
Aus der gleichen Ecke kommen andere Kalendersprüche wie „Man kann nicht nur von Luft und Liebe leben“ oder „Man muss arbeiten, um sich seine Brötchen zu verdienen“ oder auch „Geld regiert die Welt“.
Dröseln wir das Ganze doch mal auseinander.
Zahlen
… Daten, Fakten. Das ist es, was zählt. Was diesen meßbaren, rechenbaren und statistisch ermittelbaren Werten nicht entspricht, fällt durch.
Egal ob es um den Privat- oder den Bundeshaushalt geht, um Taschengeld, um die Arbeitszeit, um Bezahlung von Leistungen, auch um die Bewertung letzterer, um die Anzahl von Produkten, um Steuern, Abzüge, Budgets, Kosten, Anteile, Verteilungen usw. usf.
Kunst
„Ist nicht so meins“ hört man oft, wenn Menschen mit Kunst konfrontiert werden
„Künstlich“ ist ok - in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, Zusatzstoffen und natürlich - der letzte Schrei - von Intelligenz. Künstliche Intelligenz, chic abgekürzt mit KI oder auch AI, muss man gut finden, sonst gilt man als ewiggestrig und hinter dem Mond (wobei hinter dem Mond oder gleich bis zum Mars auch schon wieder hipp ist).
Zurück zur Kunst.
Steuer
An was denkt man bei diesem Wort wohl zuerst? Kommt drauf an.
Sitzt man in einem Boot, hofft man, dass das Steuer in Ordnung und gut geölt ist, damit man über das Wasser sicher an sein angestrebtes Ziel kommt.
Sitzt man am Schreibtisch mit Formularen vor der Brust, hat man ganz andere Probleme. Im mindesten die mit dem Papierkram.
Kritik
Schon wieder so ein schweres Thema. Wer hört schon gerne Kritik? Wo doch ohnehin genug los ist und allerorten Miesepeter und -petras die Stimmung runterziehen.
Doch genau da beginnt das Mißverständnis. Die gute alte Kritik ist nämlich gar nicht miesepetrig, nicht schlecht und schon mal gar nicht destruktiv. Sie ist die unvermeidliche Voraussetzung, um Dinge zum Guten oder sogar zum Besseren zu wenden. Wenn sich Kritiklosigkeit breit macht, hat man eigentlich schon verloren.
Macht
Ohje. Ein großes Wort.
Wer hat Macht? Wer bekommt sie? Wer ergreift sie sich? Gibt es die in gut und in böse?
Erst einmal stehen also Fragen im Raum. Und irgendwie tut man sich schwer mit dem Begriff.
Radikalität
Umsturz. Alles - und zwar alles - muss weg. Es geht nur auf eine Art und Weise. Fragen dürfen nicht gestellt werden.
Diese Assoziationen hat man schnell beim Begriff radikal. Radikale Menschen sind nicht brav, nicht angepasst, ordnen sich nicht ein, schon mal gar nicht unter. Das Bild, das man von ihnen im Kopf hat, ist wenig sympathisch, eher laut bis aggressiv.
Kompromiss
So richtig toll findet man den nicht, den Kompromiss. Irgendwie denkt man das Adjektiv „faul“ gleich mit. Doch wenn man sich mal näher mit dem Begriff befasst, bekommt der doch etwas, das kaum zeitgemäßer sein könnte.
Routine
Der Begriff lässt es leicht erkennen - ihm zugrunde liegt die Route, also der Weg, den man einschlägt, um zum Ziel zu kommen. Aber warum ist daraus ein Wort geworden, das man mit dem ewig Gleichen, einem Sich-nicht-Ändernden in Verbindung bringt? Offenbar hatte man dabei die im Blick, die aus ihrem Weg nicht ein Abenteuer, eine Forschungsreise, eine Entdeckerfreude gemacht haben.
Illusion
Zuweilen ist man geneigt, sich der Illusion hinzugeben, es sei doch alles nur ein Spiel - ganz leicht, heiter und ohne Druck. Am Ende geht alles gut aus.
Immerhin hat das Wort Illusion seine Wurzeln im Begriff Spiel, bei dem auch mal getäuscht werden darf. Doch mittlerweile hat man den Eindruck, Täuschung sei nicht nur eine spielerische Taktik, sondern der Zweck des alltäglichen Spiels. Und damit wird die Sache wiederum ernst.
Mehltau
Leute, die gärtnern, kennen diese Scheußlichkeit. Wenn ein solcher Pilz die schön gehegten Pflanzen belegt, dann gehen die Alarmglocken an. Rückt man einem derartigen Befall nicht mit Mittelchen zu Leibe, wird die Blütenpracht hässlich oder geht sogar zugrunde. Die ganze Mühe umsonst, die Freude perdu.
Zukunft
Was Zukunft bedeutet scheint im Wesentlichen klar zu sein: Sie liegt vorne.
Wer hat nicht Zukunftspläne, selbst, wenn sie sich nur manifestieren in einer Liste von Produkten, die man für das Abendessen einkaufen muss oder im Surfen durch das Internet auf der Suche nach Angeboten für den nächsten Urlaub. Beides liegt in dem Moment der Befassung in der Zukunft. Kommt unweigerlich, man muss nur zusehen, was man daraus macht.
Mut
Ein so kleines Wort, eine so große Sache. Und während wir auf der einen Seite denken, sofort zu wissen, was Mut meint, so können wir bei näherer Befassung mit dem Wort erkennen, dass es so einfach auch hier nicht ist.
Was also bedeutet Mut? Wer handelt mutig? Und ist Mut per se gut?
Zweck
Ein scheinbar unscheinbares Wort. Eines, das man schnell mal übersieht, wenn es irgendwo auftaucht. Eines, das man vermutlich nicht vermissen würde, wenn es weg wäre. Wer denkt schon mal über „Zweck“ nach? Im Gegensatz zu Liebe oder Haus oder Arbeit usw.
Einer der ersten Sätze, der einem zu dem Begriff in den Sinn kommt: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Mal kurz überlegen.
Kontroverse
Soviel „gegen“ geht eigentlich gar nicht. In Kontroverse steckt nicht nur „contra“, sondern gleich auch noch ein „versum“. Hier geht es also in alle Richtungen, nur nicht aufeinander zu.
Dabei beinhaltet eine mögliche Definition doch den schönen Begriff Auseinandersetzung. Und wenn man den wiederum auseinandernimmt, dann wird es doch schon wesentlich zugewandter.
Sorgfalt
Bei der Endung des Wortes blättert sich gleich so Einiges auf. Irgendwie geht etwas mit -falt nie schlicht aus. Selbst bei Einfalt steckt die Vielfalt drin - und sei es nur als ihr Gegenteil.
Was ist, wenn sich mit diesem Worteil die Sorge verbindet? Und da - Begriffsklärung ist ja hier die Hauptübung - kann man sich erst mal fragen, was denn Sorge überhaupt ist.
Banalität
Wenn man dieses Wort liest, dann hat man etwas Belangloses vor sich, etwas, das einfach nur da, weiter aber nicht der Rede wert ist. Banal ist etwas, das man außer Acht lassen kann. Man findet banale Dinge und Erscheinungen im Alltag, die man ignorieren kann - sie sind halt da. Und sie haben letztlich keinen Wert an sich - weder einen guten, noch einen schlechten.
Idealismus
Ein großes Wort. Irgendwie aus der Zeit gefallen. Zeit spielt jedoch eine nicht unbedeutende Rolle für den Idealismus. Der fällt ja nicht einfach so vom Himmel, den hat man nicht einfach so und den kann man sich auch nicht erarbeiten. Wie also entsteht Idealismus? Was macht ihn aus?