Zuversicht

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Es wird uns derzeit so Einiges abverlangt. Selbst denen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Und erst recht denen, die weniger Licht abbekommen. Was soll da also Zuversicht bedeuten? „Wir schaffen das“? Oder „es hat schon immer gut gegangen“? 

Ist dies also die Zeit für (Zweck-)Optimismus?

Vielleicht muss man erst mal die Dinge klarrücken. Es gibt keine Garantie auf ein Leben, in dem alles wie im Phantasialand oder im Wünsch-Dir-was-Paradies abläuft. Wir haben uns verbreitet daran gewöhnt, dass uns die Hürden aus dem Weg geräumt werden, dass es immer jemanden gibt bzw. geben muss, der es einem bequem einrichtet. Der die Dinge löst, die stören. So haben wir uns das doch eingerichtet, so ist das doch gedacht.

Bevor wir nun weiter nach vorne blicken, schauen wir erst mal zurück. In unsere gar nicht so ferne Vergangenheit. War da immer alles leicht? Gab es da die Sicherheiten, die wir heute für selbstverständlich halten? Die Infrastruktur, die Services, die Freiheiten, die wir heute nicht nur haben, sondern von denen wir darüber hinaus immer weitere einfordern?

Im Wesentlichen lautet die Antwort: Nein.

Unser verbreitetes Wohlstandsleben ist nicht „normal“ – wobei wir hier sowieso mal die Frage stellen sollten, was bitte schön eigentlich dieses „Normal“ sein soll.

Unsere Großeltern, Eltern, wenige Generationen vor uns haben es auf ein Lebensniveau gebracht, auf dem wir es uns heute recht kommod eingerichtet haben. Doch wir sehen mittlerweile zunehmend auch die Schattenseiten, die damit einhergehen. Das ist der Nachteil der „Sonnenseite“ – da ist irgendwo auch ein Schatten.

Doch Moment mal – wir sind immerhin beim Begriff „Zuversicht“. Was also soll das Gemaule? Nun.

Zuversicht ist nun mal nicht der einfache Blick nach vorne, der mit Scheuklappen begrenzt nur das wahrnimmt, was das Erreichte absichert bzw. vermehrt und der oft einhergeht mit dem passiven Prinzip Hoffnung.

Zuversicht ist eine aktive Rundumsicht. Wenn man erkennt, was war, was ist und wohin es gehen soll, wenn man auf diesem Erdball mit sehr vielen anderen Menschen ein friedliches lebenswertes Leben führen möchte. 

Verabschieden wir uns also mal von der Vorstellung eines Weges, der immer nur einer fest eingestellten Blickrichtung folgt. Und schauen wir uns doch mal um, wo es sonst noch Möglichkeiten gibt, etwas zum Guten zu wenden. Für sich, für andere, für eine gute Sache.

Dann kann man plötzlich etwas erkennen, das einem vorher verborgen blieb, erlebt man eine Geste, die einem sonst nie aufgefallen wäre, empfängt man ein Lächeln, dem man zuvor nie Aufmerksamkeit geschenkt hat.

Das sind doch eine ganze Menge Momente, die zuversichtlich machen. Wir haben es selber in der Hand – es braucht niemanden, der das für uns regelt. Zuversicht kann man üben, kann man verschenken und kann man vermehren. Und zwar ohne Nachteile.

Da ist eindeutig Land in Sicht! 

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