Zusammenhänge

Nun gut. Gibt es kein WLAN, kommt man nicht ins Netz. Kommt man nicht ins Netz, kann man nicht googeln. Kann man nicht googeln, kommt man nicht ans www-Wissen ran. Der Zusammenhang ist klar. Ansonsten aber entziehen sich die komplexen Zusammenhänge, die unser Sein in dieser Welt ausmachen, einer scheinbar immer größer werdenden Anzahl an Menschen. Selbst wenn es Zugang zur Suchmaschine gibt.

Das hat verschiedene Ursachen und Gründe.

Zum einen: Um etwas sehen und verstehen zu können, kann man sich nicht darauf verlassen, sich mit dem zu begnügen, was einem vorgesetzt wird. Man muss sich die Mühe machen, danach zu forschen – nicht nur unter 5 Einträgen zu suchen.

Doch wenn man es nicht gelernt oder verlernt hat, unterschiedliche Quellen heranzuziehen, die Augen nach eigenen Suchkriterien offenzuhalten oder Leute zu fragen, die sich auskennen, dann nützen auch Google & Co. nichts.

Denn selbst dann, wenn Algorithmen immer besser in der Lage sind, jeden User des Netzes zu durchforsten und zu analysieren und entsprechende „Antworten“ nach den Mustern zu liefern, die jede Person erzeugt, so bleibt genug Raum für Fehlinterpretationen dieser Verfolgungsjagd des Trackings.

Zusammenhänge deckt eine solche Methode nicht auf. Die Software offeriert nur das, was einem vermeintlich in den Kram passt. Dass auf diese Weise nicht viel Neues herauskommen kann und dass dieser Weg vor allem nicht zu einem soliden Verständnis der großen oder kleinen Sachlage führt, dürfte schnell klar sein.

Aber wie bekommen wir dann einen Überblick über die verzweigte, komplexe und komplizierte Welt, in der wir leben? Wer soll all das noch verstehen? Woher soll denn das Wissen kommen, das wir brauchen, um uns miteinander zurechtzufinden?

Leider gibt es keine einfache Antwort. Und ebensowenig eine Suchmaschine, die dieses Dilemma lösen könnte. Wir müssen uns schon ein bisschen Mühe geben.

Wobei: Wir können die Mühe auch umdefinieren und daraus eine kreative, aktive und bewusste Aufmerksamkeit machen. Schwups – und schon wird das Ganze zu einer abenteuerlichen Angelegenheit.

Wenn es stimmt, dass Menschen per se neugierig und interessiert sind, wenn sie nach Impulsen und nach Anregungen suchen, dann ist das doch eine hervorragende Voraussetzung dafür zu lernen, wo die Zusammenhänge sind. Auch, wenn sie erst einmal etwas undurchsichtig erscheinen.

Nehmen wir mal ein Beispiel. Es ist tiefster Winter. Auf dem Marktstand gibt es Kartoffeln, Grünkohl, Rote Beete, Äpfel. Und Orangen, Erdbeeren, Kiwi. Alles da. Wie im Sommer. Wie das? Wo wächst das Sommerobst im Winter? Wer hat es geerntet? Wie kommte es auf den Markt? Und was passiert, wenn nicht alles verkauft wird?

Damit wir Erdbeeren zum Weihnachtsdessert essen können, ist ein weltumspannendes System am Werk. Die Zusammenhänge aus Landwirtschaft, Politik, Klima, Verkehrsströmen, Arbeitsbedingungen, Abfallentsorgung, Finanzmärkten und Spekulationswetten erst machen die Erdbeeren im winterlichen Speisezimmer möglich. In einer Erdbeere steckt also ganz schön viel drin.

Blöd nur, dass dies kaum mehr gesund ist. Unser Genuß hat einen schalen Beigeschmack. Denn dieser Aufwand, diese Zusammenhänge haben Einflüsse auf unser Wohlbefinden bzw. erzeugen und verschärfen unsere allerorten sichtbaren Krisen.

Menschengemacht ist nicht nur der Klimawandel, menschengemacht sind die meisten der Themen, die wir – selbst bei wohlwollender Meinung – verbreitet nur noch als Katastrophen bezeichnen können.

Um hier nicht in Endzeitstimmung zu enden: Zusammenhänge zu erkennen, wenn es bereits spät oder zu spät ist, trübt die Laune und vor allem die Zuversicht. Wenn man sich allerdings darin übt, zu sehen und verstehen zu wollen, früher und entschiedener nach wesentlichen Zusammenhängen zu suchen und sich mit diesen Erkenntnissen gegen Unvernunft zu wappnen, dann kann das vielleicht doch mutig stimmen.

Wir sollten die guten Geister in uns rufen, von denen wir verlassen zu sein scheinen. Auch den Zusammenhang kann man finden.

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