Bewegung
Irgendwie sind die Zeiten gerade sehr bewegt. Oder waren sie das immer schon? Sind wir vielleicht langsamer geworden, während sich um uns herum alles stetig weiter dreht?
Bewegung ist ein Wort mit verschiedenen Bedeutungen, es kann unterschiedlich aufgefasst werden. Da haben wir zum Beispiel eine soziale oder eine politische Bewegung. Die kann friedlich, kämpferisch, sichtbar oder auch im Untergrund stattfinden.
Dann kennen wir alle die dringende Ermahnung, man solle sich mehr bewegen. Da geht es um die körperliche Bewegung, um gesund und fit zu bleiben. Die Devise heißt: Sport treiben, nicht nur rumsitzen, Energie sinnvoll verbrauchen.
Und dann gibt es die geistige Bewegung: das Nach- und Vorausdenken, die konzentrierte Beschäftigung mit einem Thema, die Vorstellung von Wandel, das Verknüpfen von Zusammenhängen, die Einstellung auf Veränderung, die innere Entwicklung hin zu etwas Neuem und der unbedingte Drang, etwas voranzubringen.
Eins ist klar: Stillstand ist der Tod jeder Bewegung. Und auch zurück kann man sich vielleicht bewegen, doch dort ist die Situation bereits festgefahren. Auch hier kommt man also nicht weiter. Und besser wird es auch nicht.
Dann hat Bewegung also mit Fortschritt zu tun? Nun. Auch hier ist die Frage, was mit Fortschritt gemeint ist. Wenn es um das unbedingte Entwickeln von Neuigkeiten geht, das Bedürfniss, alles umzuwälzen, der Welt visionäre Ansätze einfach ungefragt überzustülpen, dann mag das vielleicht fortschrittlich wirken, aber nicht unbedingt führt dies zu einer gesunden Bewegung.
Die beste Bewegung ist die, die eine menschliche Dimension hat. Genausowenig, wie man von einem 5-Jährigen einen dreifachen Rittberger oder von einer 10-Jährigen den Gewinn in der Sprint-Olympiamannschaft der Frauen erwarten kann, genausowenig kann man von einer Gesellschaft erwarten, dass sie sich zum Mars bewegt. Oder überhaupt dahin will.
Bewegung findet in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und mit verschiedenen Zielen statt. Im besten Fall ist sie mit Motivation verbunden. Niemand bewegt sich - auf jeden Fall nicht gerne - wenn sie oder er gezwungen wird. Also braucht es Überzeugungskraft oder Anregung, um Bewegung in Gang zu setzen. Und bis diese Bewegung dann beginnt und sichtbar wird, dauert es. Noch mehr Zeit vergeht, bis die Erkenntnis aufkommen kann, es hat sich auch wirklich was verändert.
Denn Bewegung ist nicht zu verwechseln mit Umbruch. Im besten Fall geht eben auch nichts Entscheidendes zu Bruch, wenn sich was bewegt. Es braucht Zeit, damit Bewegung etwas entwickeln kann. Und ein ganz wichtiger Aspekt sollte unbedingt berücksichtigt werden: Ab und an muss man auch mal innehalten in der Bewegung. Sonst überholt man sich selber und verliert sich dabei.
Und dieses Ergebnis bringt nun auch nicht weiter.