Wissenschaft
Wissenschaft verortet man gerne im dafür herbeizitierten Elfenbeinturm. Wobei den noch niemand gesehen hat. Wo ist der? Und was überhaupt soll das für ein Gebäude sein?
Im Umkehrschluß kann man sich bei der Wissenschaft Ähnliches fragen: Was ist das? Wo findet man die? Und wer steckt dahinter?
Schon die Suche nach dem „Was“ ermöglicht keine einfache Antwort. Ganz simpel könnte man behaupten, Wissenschaft sei alles, was Wissen schafft. Dann finge diese Aufgabe schon von Klein auf an. Jeder Bauklotz, der erfolgreich auf den anderen gestapelt wird, trägt zu einer Erkenntnis, zu einem neuen Wissensstand bei. Jede fehlerhafte Antwort und die Korrektur dieser führt ebenso zu einem Aha-Effekt.
Und aus diesen Anfängen kann sich ein immer größerer Wissensdrang entwickeln, der dazu führt, dass gesucht, erkundet, erforscht und experimentiert wird.
Dann schließt sich die nächste Frage an: Wo ist Wissenschaft? Grundsätzlich kann sie, wie oben beschrieben, schon im Kinderzimmer beginnen und sich in der Schule fortsetzen. Jedes Tun, jede Lektüre, jede Diskussion hat das Potenzial, zu einer Vermehrung von Wissen beizutragen. Dann wäre sie also auch im Alltag zu verorten.
Doch weitgehend verbinden wir mit Wissenschaft eine akademische, wie sie in Universitäten und Hochschulen, in Laboren und oder entsprechenden Zentren zuhause ist. An diesen Orten findet man derartige Besonderheiten: Hypothesen, Theorien, Analysen, emprische und andere Methoden, Beobachtung von Phänomenen, Prinzipien, Quellen, induktives oder deduktives Vorgehen, Verifizierungen und Falsifizierungen und manch Anderes mehr.
Und damit kommen wir zu der Frage, wer dahinter steckt. Das müssen natürlich – das aufgelistete Vokabular deutet es an – mächtig schlaue Menschen sein. Die haben nicht nur studiert, sondern dieses Studium auch noch mit verschiedenen Titel-verleihenden Abschlüssen gekrönt. Und diese Titel weisen sie dann ein für alle Mal mit einer besonderen Aura aus.
In manchen Fällen ganz zu recht. Wissenschaftler – wie in anderen wichtigen Bereichen der Gesellschaft sind auch hier die Frauen in der Minderzahl – haben die Welt an vielen Punkten erforscht und zugänglich gemacht. Sie haben uns neue Wege eröffnet und Lösungen für große Probleme aufgezeigt. In den Biographien der Nobelpreisträger:innen ist das eindrücklich nachzulesen.
Doch in vielen Bereichen ist nicht „Wissenschaft“ drin, selbst wenn es drauf steht. Das oftmals praktizierte Zusammenpuzzeln aus verschiedenen Unterlagen und Quellen zu einem neuen Aufguss, der dann – mit verklausulierten Titeln – in entsprechenden Journalen veröffentlicht wird und dem Autor zu Ruhm in der sogenannten Wissenschafts-Community verhelfen soll, bringt in der Regel keine ernsthaft neuen Erkenntnisse.
Damit entsteht kein erweitertes Wissen, sondern maximal erweitertes Ego. Dann wird Wissenschaft als Währung benutzt, die nur der Sockelhöhe der Person und der Institution dient, die den ominösen Elfenbeinturm für sich reklamieren.
Wir brauchen Wissenschaften, wissenschaftliche Forschungen, substanzielles Hinterfragen, alles, was uns in eine lebenswerte Zukunft bringt – in jeder Disziplin, die dazu beitragen kann. Von den Naturwissenschaften genauso wie den Gesellschaftswissenschaften und allen anderen Suchfeldern, die helfen, die vielen Fragen, die uns umtreiben, beantworten zu können.
Gehen wir doch also zurück zu Start und forschen mal tiefgründig. Im Sinne der Sache.