Autarkie

Nun wird es hier aber speziell. Auf der einen Seite wird in diesen Texten vielfach ein gemeinschaftliches Miteinander, ein Austausch, ein soziales Gefüge beschrieben, nun scheinbar das Gegenteil. Autarkie meint doch Unabhängigkeit, ja Selbstgenügsamkeit. Autarke Menschen oder Institutionen brauchen demnach niemand anderen. Die ultimative Freiheit also.

Da geht doch was nicht zusammen.

Weit gefehlt. Denn man könnte auch argumentieren: Ohne Autarkie keine Freiheit zur gesellschaftlichen Initiative.

Wenn man Leute fragt, ob sie gerne abhängig sein möchten, wird doch wohl kaum jemand mit einem begeisterten „Ja!“ antworten. Fragt man jedoch, ob sie unabhängig sein möchten – und hier ist nicht die Rede von Regelungen, die sich z.B. ein demokratisches Rechtssystem gegeben hat, oder von humanen Verpflichtungen –, dann ist die Antwort nicht ganz so spontan und oft weniger begeistert.

Denn nicht nur Eigentum verpflichtet sprichwörtlich, auch Freiheit, Unabhängigkeit, Autarkie bedeutet Verpflichtung.

Autark kann nur ein Mensch sein, der ganz selbst, sich als Einzelner seiner bewusst ist. Über welche Eigenarten, welche Möglichkeiten, welche Einsichten verfügt man? Wie erlebt man sein Umfeld? Was vermag man in Erfahrung zu bringen? Welche Auswirkungen hat das eigene Tun?

Die ständige Suche nach Antworten ist ein mühsamer Prozess. Und auch, wenn er im Austausch mit anderen stattfinden kann, stattfinden muss, so bleibt die persönliche Erkenntnis und das individuelle Verständnis doch immer eigen.

Und damit auch die Verantwortung für das So-Sein, für das man sich entscheidet.

Das nämlich bedeutet Autarkie: Die Freiheit, eine selbstbestimmte, freie Entscheidung zu treffen. Nicht gegen andere, nicht gegen eine Gesellschaft. Es geht darum, die Unabhängigkeit zu gewinnen, sich für das Denken und das Handeln zu entscheiden, das im Raum, in dem wir uns alle bewegen, den Unterschied macht – mitmachen oder selbst machen.

Sich selber im verantwortlichen Sinne als handlungsfähig zu verstehen – das ist autark.

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