Wert

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Dieses Wort hat lediglich 4 Buchstaben. Allerdings steckt eine Menge drin. Und man kann aus diesem Wort eine ganze Reihe neuer Worte formen, die es alle in sich haben: Wertung, Bewertung, Auf- oder Abwertung, Wertschätzung, Erinnerungswert, Warenwert, Wertstoff oder Wertschöpfung. Um nur einige wenige zu nennen.

Der Begriff hat also durchaus Hochkonjunktur. Doch je mehr über Wert geredet und er überall beschworen wird, desto mehr fragt man sich zuweilen, ob der tatsächlich überall drin ist, wo der Begriff draufpappt. Zuweilen kann man das bezweifeln.

Kommt auf den Wertstoffhof nur das, was auch wirklich noch verwertbar ist? Sind die Waren, die wir kaufen, das wert, für das sie sich ausgeben und für das ein bestimmter Preis gefordert wird? Und sind die Bewertungen z.B. in Shopping-Portalen wirklich ernst zu nehmen?

Dazu an dieser Stelle eine kleine Zwischenbemerkung: Bei all dem geht es nicht um Qualität, mit der mittlerweile alles ausgezeichnet werden kann, was sich kommerzialisieren lässt. Wert ist etwas anderes, etwas, das mehr Bedeutung hat und mehr Deutung zulässt.

Nicht nur Dinge werden heutzutage bewertet. Auch Menschen kommen in die zweifelhafte Situation, von anderen beurteilt zu werden. In bestimmten Umfeldern spricht man dann von „Evaluation“. Dabei sollten die Beteiligten dann davon ausgehen können, dass es hier sachlich zugeht.

In anderen Fällen und auf nahezu kontrollfreien Kanälen dagegen wird es regelrecht feindlich. Da wird – mit dem Hinweis, das dürfe ja wohl noch gesagt werden – gepöbelt, beschimpft und niedergemacht. Abwertung in ihrer scheußlichsten Form. Da fehlt dann ganz schnell jeder Wert.

Stattdessen zählt die Oberfläche, die aufregende Unterhaltung, die coole Story. Um Substanz geht es dann nur noch selten. Selbst Medien, die sich ihren journalistischen Wertekanon zugutehalten, geraten in den Strudel des schnellen Kicks oder Klicks. Und dabei wird dann auch vergessen, dass diese beiden Faktoren – schnell und wertig – kaum auf eine Medaille passen.

Wert nämlich entsteht. Und das dauert. Zeit ist ein wichtiger Faktor bei der Einschätzung echter Wertigkeit. Ein weiterer ist Substanz und Inhalt. Es muss etwas drinstecken in dem, was als wertvoll erkannt und angesehen wird. Und ein nächster Aspekt ist die Haltung, die Prägung, das Umgebende, was den Wert ausmacht.

Das Werden – egal ob das Werden eines Menschen während seines Lebensweges, das Werden eines Gegenstandes während seiner Herstellung, das Werden einer Idee, aus der etwas Großes, etwas Beeindruckendes wird – das Werden ist ein wichtiges Kriterium von Wert. 

Auch der Moment kann als wertvoll empfunden werden, die Geste als wertschätzend. Doch erst die Einbettung eines solchen Moments und einer solchen Geste in das Leben macht den eigentlichen Wert aus. Bleibt die kurze Aktion alleine und ohne Folge, verblasst der Wert.

Wir suchen das, was uns ausmacht, was etwas voranbringt, was bleibt. Das ist der Goldstandard. Ein immerwährender Wert. 

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