Antwort

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Hier geht es mal wieder um einen Begriff, bei dem man sich doch erst mal gar nichts Besonderes denkt. Es fragt jemand, es wird geantwortet. In Quiz-Shows ist man auf der Suche nach der richtigen Antwort, um einen Preis gewinnen zu können. Und manch eine sucht in der Forschung, der Politik, im Unternehmen, in der Praxis oder ganz alltäglich in der Beziehung nach einer Antwort, wie es denn wohl weitergehen kann.

Klingt noch nicht wirklich spektakulär. Aber das ändert sich gerade spürbar.

Was braucht es, um eine Antwort zu erhalten? Genau das, eine Frage. Tatsächlich? Muss vor der Antwort also ein Fragezeichen stehen, sonst geht man leer aus?

Verbreitet kann man zu dieser Erkenntnis kommen. Es reicht in etlichen Fällen keine Aussage, kein Schreiben, keine Nachricht, kein Hinweis mehr; eine Antwort bekommt ohne Fragezeichen heute nur noch, wer ansonsten mit Sanktionen droht – also z.B. Behörden –, wer etwas auslobt, das man (möglichst für umsonst) haben will oder wenn der Sender einer Botschaft sich richtig böse äußert und man Kontra geben muss. Dann gibt es Wider-Worte, eine etymologische Bedeutung, die in Ant-Wort steckt.

Das Problem ist nur: Eine solche Entwicklung ergibt kein Gespräch, keinen Dialog, sondern Streit, ein Hin und Her ohne zufriedenstellenden oder gar glücklichen Ausgang.

Das ist dann so traurig, wie eine Flaschenpost, die nie ihren Empfänger erreicht hat. Oder sogar so dramatisch wie ein Notruf, der nicht angenommen wird.

Es würde uns guttun, wenn wir antworten nicht missverstehen würden als Wider-Worte geben, sondern als ein Eingehen auf etwas, das jemand anderes sagt, schreibt oder gibt. Also als eine menschliche Reaktion, die deutlich macht, dass ein Inhalt wahrgenommen wurde und dass dieser als Aufforderung verstanden wird, darauf etwas zu erwidern, ihn zu kommentieren, zu hinterfragen, den Ball also sozusagen aufzunehmen, weiter- und zurückzuspielen.

Sonst kann man eigentlich nur von Ignoranz sprechen.

Es ist enorm betrüblich oder auch frustrierend, wenn man einen Gedanken äußert, einen Text formuliert, sich mit Substanz, einer Idee, mit einem wichtigen Punkt an jemand anderes wendet und zurück kommt – nichts. Oder eine Abwesenheitsnotiz per Mail. Oder eine Reaktion, die keine echte Antwort ist, sondern nur ein „Response“ unter dem ursprünglichen „Betreff“, der mit dem betreffenden Inhalt aber nichts zu tun hat.

Vielfach beklagen wir ein Nachlassen guter Kommunikation, den Verlust von echter Gesprächskompetenz, die verbreitete Diskussionsunfähigkeit. Wir stellen fest, dass in Talk-Runden keine „Rede und Antwort“ mehr stattfindet, in der es um wesentliche verbindliche Sachverhalte und Meinungen geht, sondern dass nur noch aufeinander eingedroschen wird. In einer Weise von „Aussage auf Aussage auf Aussage“, und das Ganze wieder von vorn.

Kommt dabei etwas Erhellendes raus? Kommen wir darüber zu Erkenntnissen, die uns weiterbringen, die einem Kreis von Menschen oder gar einer Gesellschaft dabei helfen, Dinge besser zu machen, mit Nachhaltigkeit auf den Weg zu bringen und gemeinsam ein Ziel zu erreichen?

Wenn wir nicht alle nach Antworten auf die vielen drängenden Fragen suchen und uns über unsere Gedanken austauschen, wenn wir auf Nachrichten und Ideen nicht mehr antworten, sondern maximal einen „Comment“ schicken, wenn wir nur noch auf die Bemerkungen von Chatbots warten, dann wird unsere Welt ärmer. Dann posten wir uns in Social Media-Kanälen zu Tode, aber finden keine Antworten für unser zukünftiges Leben. 

Ein gutes Stichwort, um nach der Antwort zu suchen. Oder nach den Antworten. Und eine Antwort zu geben, die beantwortet wird.

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