Vorbild
Für Viele ist ein Vorbild eine Person, eine Figur, die einer Idealvorstellung gleichkommt. Die Version eines Seins, das untadelig, groß, edel, heroisch und auch sonst makellos ist.
In Zeiten, in denen ein ideales Bild oft mehr zählt als das echte Leben, ist ein Vorbild etwas, das es anzustreben gilt, um in dieser Welt Bedeutung zu erlangen. Nur das Perfekte bekommt in diesem Kontext Aufmerksamkeit.
Doch wer Vorbild so mißversteht tut denen Unrecht, die Vorbild sein könnten, auch wenn sie es nicht darauf anlegen oder es im Sinne von Sichtbarkeit gar nicht sein wollen. Die nicht perfekt sind – nach welcher Definition auch immer.
Vorbild ist nämlich nicht diejenige Person, die durch eine besonders schöne Optik, eine optimale Visualisierung, die bildgewordene Perfektion besticht, sondern die, die Vorstellungen öffnet, die etwas anstößt, die Anregung gibt für die Weiterentwicklung.
Nicht der schöne Schein ist es, um den es geht, sondern das Sein, das durch Denken, durch Tun, über Ideen, Innovationen, Mut, Engagement und andere Mühseligkeiten erkennbar wird.
Letztendlich ist das Vorbild eben nie Bild, sondern eine Kraft, die unterschiedliche Bilder hervorrufen kann.
Dann können Vorbilder von überall her kommen, und jede und jeder kann Vorbild sein oder werden und andere Menschen inspirieren. So wie ein wirklich gutes Bild, das vielleicht nicht einfach schön ist, allerdings etwas bewirkt.
Die Welt braucht solche Vorbilder. Ladestationen für die Lust darauf, die Welt zu einem liebenswerten Ort zu machen, sich dort gegenseitig zu motivieren und miteinander zu bewegen.
Wenn das Vorbild dann ein Nachbild bekommt, wenn aus einem Gedanken, einer Idee, einer Handlung eines Menschen etwas wird, das andere weitertragen, weiterentwickeln, weitergestalten können, dann ist ein Vorbild nie eine statische Heroen-Darstellung, sondern ein dynamisches, sich stets veränderndes und unterschiedlich interpretierbares Kaleidoskop, das die Vielfalt der Möglichkeiten zeigt. So wie nur ein echtes Vorbild es schaffen kann.