Kompensation

Dass unser Sein und Handeln auf diesem Planeten Auswirkungen hat, die nicht nur einem Fußabdruck im feinen Sand des Urlaubsdomizils entsprechen, sondern Riesenausmaße und das Potenzial hat, die ganze Erde platt zu machen, das ist uns seit geraumer Zeit klar.

Zumindest in der Theorie. Allerdings hat dieses verfügbare Wissen noch keinen selbstverständlichen Platz in unserem Bewußtsein gefunden. Das Hirn findet stattdessen Strategien, wie man unliebsame Wahrheiten zu schönen Ideen umetikettiert. Wie z.B. Kompensation.

Damit ist im Wesentlichen gemeint, dass man einen Ausgleich hinbekommt. Also beispielsweise im Alltag: „Du bringst den Müll raus, ich mache den Abwasch.“ Jeder kümmert sich um Dinge, die keinen Spaß machen, aber sein müssen. Und beide Seiten haben was davon: Alles sauber und ordentlich. Nun kann man sich entspannt zurücklehnen oder etwas tun, was man gerne tut.

Das Prinzip ist also im Kern, dass alle Parteien etwas einbringen und etwas herausbekommen, dass sich in etwa Aufwand und Ergebnis gleichen sollten. In der Regel wird das dann als gerecht empfunden.

Nun kommen wir zu einer neuen Art der Kompensation. Die wird seit einiger Zeit angeboten, wenn der Teil, den man zu dem oben angesprochenen hässlichen Fußabdruck leistet, zu groß wird. Wenn man also beispielsweise in einer Weise konsumiert und agiert, die viele schädliche Gase in unsere Atmosphäre entlässt, die da nicht hingehören. 

Der Ansatz: Man muss sich nicht einschränken, sondern einfach nur zahlen. Damit irgendeine Organisation, die Staatengemeinschaft, wer auch immer etwas unternimmt, um die Auswirkungen unserer Entscheidungen wieder aus der Luft zu kriegen. Ein Schelm, wer da an Ablasshandel denkt.

Grundsätzlich könnte die Idee gut sein, denn etwas Richtiges zu tun – Geld zu geben für sinnvolle Projekte – kann ja nicht falsch sein.

Das Problem ist nur: Der Fehler ist damit nicht weg. Und: Er hat größere Auswirkungen als die Kompensation. Die erleichtert nur das Gewissen.

Und selbst, wenn man es wirklich hinbekäme, dass es zwischen der Erzeugung von Schäden und der Behebung derselben eine ausgleichende Balance geben könnte, so ist selbst das keine gute Botschaft. Denn die Schäden sind schon jetzt so groß, dass wir sie nicht mehr aus der Welt bekommen.

Und es sind zudem immer diejenigen, die sich mit Geld ohnehin Vieles leisten können – nicht nur das Leben auf großem Fuß, sondern auch den Ablass. Ohne ein solches Vermögen muss man sich einschränken – auch im Sinne von Kompensation. Pech gehabt – dann darf man halt nicht so feste auftreten.

Auch, wenn gleich nicht gerecht und gerecht nicht gleich ist – hier aber kommen beide Aspekte zusammen. Wir können auf dieser einen Welt nicht in dieser Weise unterschiedlich agieren, wenn wir den Planeten allerorts lebenswert erhalten wollen. 

Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als unser Bewusstsein zu schärfen und danach zu handeln. Nicht im Sinne eines Deals, sondern im Sinne gemeinschaftlicher Verantwortung.

Wir sollten uns damit nicht allzuviel Zeit lassen. Sonst wird es nicht nur teuer, sondern unbezahlbar.

Zurück
Zurück

Vorbild

Weiter
Weiter

Vorurteil