Verständigung
Dieses Wort hat eine ganze Menge Inhalt. Verstand und Verständnis stecken darin. Und wenn man beides zusammenbringt, dann erreicht man eben Verständigung.
Unser Hirn und unsere Kommunikationsfähigkeit sind dazu in der Lage, nicht nur zwischen zwei Personen, zwischen verschiedenen Gruppen oder unterschiedlichen Meinungen zu vermitteln, sie können dazu eingesetzt werden, Berge zu versetzen.
Vermutlich hat jeder schon mal erlebt, wie eine kleine Laus, die jemandem über die Leber lief, ein riesiges Tohuwabohu anrichten konnte. Ein Wort gibt das nächste, am Ende weiß niemand mehr, wie es zu dem Streit kommen konnte.
Eine Auseinandersetzung – egal ob im privaten oder beruflichen Umfeld – führt schnell zu einem Punkt, an dem gar nichts mehr geht. Und oft genug ergeben sich aus solchen Manövern des Gegeneinanders Urteile, die so schnell nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind. Dann werden sie Vorurteile.
Sind die erst mal da, kann man sich den Versuch, nochmal ins Gespräch zu kommen, doch auch gleich sparen: völlig sinnlos, zum Scheitern verurteilt, man weiß eh schon, was dabei herauskommen würde. Nichts.
Auf solchen Vorurteilen beruhen viele unserer Einschätzungen und in der Folge etliche Verhaltensweisen. Sie helfen uns – das ist die gute Seite dieser Einrichtung – die komplexe Welt, die zudem immer undurchsichtiger zu werden scheint, zu ordnen. Schubladendenken versetzt uns in die Lage, schnell die Kästchen zu ziehen, von denen wir uns am wenigsten Ärger erwarten, die sich geschmeidig öffnen lassen und auch keine bösen Überraschungen bereithalten.
Da weiß man, was man hat. Die Werbung wusste schon immer, wie’s geht.
Verständigung ist nun aber etwas anderes und mehr als die heute gerne von oben eingeführte „Colaboration“ oder „Cooperation“, für die es mittlerweile etliche „Tools“ gibt. Wenn hier englische Begriffe zum Einsatz kommen, sollte man sowieso hellhörig werden. Denn die haben mit dem erlebten Leben und den gefühlten Gefühlen oft wenig zu tun.
Verständigung dagegen schon. Hier müssen wir uns aus den Komfortzonen der Vorurteile und Schubladen heraus begeben und stattdessen selber nach neuen Lösungen suchen, wie ein Aufeinander-Zugehen, ein Sich-Einigen, das Hin und Her von Zuhören-Sprechen-Zuhören zustande kommen kann.
Klingt einfach, ist es leider nicht. In den Wirren des Alltags, mit den allgegenwärtigen Anforderungen, dem Druck und in nur kleinen Zeitfenstern versuchen wir oft genug, erst mal selber durchzukommen. Zu erledigen, was ansteht, sich nicht zu verzetteln. Wenn man sich dann auch noch um Verständigung kümmern soll – ohje. Wie denn? Wann denn?
Allerdings – wie war das noch mit dem „Berge versetzen“?!
Mit gutem Willen und etwas Kraft kann man es eben doch hinbekommen, sich untereinander, zwischen Generationen, vermeintlichen Lagern und unterschiedlichen Sichtweisen zu verständigen.
Das ist aufreibend, oft genug verunsichernd und erfordert dann möglicherweise auch noch Veränderung; den Sprung über den eigenen Schatten.
Doch es lohnt, den Versuch zu wagen, auch das Unbekannte zuzulassen, sich auf andere einzulassen, Ungewohntes auszuprobieren. Darüber kann man sich ja verständigen, das ging doch noch nie so einfach wie heute! Wir haben alle Mittel und Wege dazu.
Einfach mal hinhören und nachfragen. Hallo, ist das wer?!