Unsinn
Manchmal hat man den Eindruck, kaum etwas hat mehr Konjunktur als der Unsinn. Also das Gegenteil von Sinn. Egal ob es bestimmte Äußerungen scheinbar kirre gewordener Protestler sind, bestimmte Regelungen, die etwas wirr erscheinen oder manche Medienformate, die einen verwundert die Stirn runzeln lassen.
Sind denn alle verrückt geworden?
Kommt auf die Stimmung an, in der man gerade ist und auf den Blickwinkel, den man einnimmt. Bei einer geballten Nachrichtenlage über Krisen, bei Merkwürdigkeiten auf den Straßen, Skandalen in Unternehmen oder Organisationen, Ärger zuhause, zermürbender Arbeit im Büro kann es einem schon mal die Laune verhageln. Und dann ist man kaum geneigt, das Ermutigende und Schöne zu sehen.
Doch das heißt ja nicht, dass es das nicht gibt!
Also sehen wir zu, dass wir in eine frohe Laune kommen – gute Musik, ein motivierendes Buch, ein inspirierender Film, der erfrischend-bunte Herbstspaziergang, ein richtig witziger Witz – und schauen uns dann noch mal um.
Und siehe da – schon sieht die Welt anders aus.
Das, was uns verbreitet so irritiert und sogar runterzieht, das ist nicht das, was die Welt ausmacht. Und erst recht nicht sollte dieser Eindruck vom grassierenden Irrsinn den eigenen Mut lähmen.
Denn unsere fünf Sinne ermöglichen uns auch den Zugang zu den Wundern, den Erfindungen, den Ideen, den Möglichkeiten und Bewegungen, die Menschen eben auch kreieren und wahrnehmen können und die Raum schaffen für eine Phantasie, die uns alle beflügelt. Nicht nieder macht.
Mit einem negativen Vorzeichen, also einem miesepetrigen Blick auf die Welt, ergibt Vieles, das sich vor uns auftut keinen Sinn. Es ist Un-Sinn.
Setzen wir dagegen ein positives Vorzeichen, verschwindet das Un- und übrig bleibt der Sinn. So einfach kann das sein.
Und schon erkennt man, dass einen da jemand freundlich anschaut; dass im Team jemand eine richtig gute Idee hat, mit der man weiterkommt; dass eine Mail eintrifft mit einer Einladung zu einem freundschaftlichen Treffen; dass man doch tatsächlich eine interessante Begegnung in einem Online-Call machen konnte; dass man von überraschender Seite Hilfe bekommt; dass ebenso überraschenderweise die Sonne scheint; und dass es auch schön sein kann, mal ganz gemütlich nichts zu tun.
All das macht vielleicht keinen Sinn, wenn man in Visionen, in ganz großen Dimensionen denkt. Aber es macht Sinn für den Alltag, für das Miteinander, für das Wohlgefühl, das man braucht, um etwas voranzubringen. Und all das ist eben kein Unsinn.
Jede Kreativität, die dazu hilft, die eigene, die kleine oder auch die größere Welt ein Stückchen schöner und menschlicher zu machen, die entzieht dem Unsinn Energie und schafft Sinn. Eigensinn, Gemeinsinn und Frohsinn.
Na, da weiß man doch, was wozu man gleich fünf Sinne hat!