Wunsch
„Wünsch‘ Dir was.“ Danke, wie schön!
Ach nein. „Das Leben ist doch kein Wunschkonzert.“
Allerdings: „Dein Wunsch ist mir Befehl.“
Ja, was denn nun?
Das ist so eine Sache mit den Wünschen. Überall sind sie präsent und gleichzeitig verlieren sie dabei an Wert.
Das kennt man zum Beispiel von Weihnachten: Alles darf man sich wünschen. Es ist aber unklar, was man bekommt. Zu oft nicht das, was man wollte. Oder doch genau das - es stellt sich aber plötzlich als gar nicht mehr wünschenswert heraus.
Wünsche haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie zuweilen schal, uninteressant, ja sogar billig daherkommen, wenn sie erst mal erfüllt sind. Sie haben als Manifestation ihre Begehrlichkeit verloren, wenn sie im faktischen Alltag angekommen sind.
Wie kann man das verhindern? Wie schafft man es, dass Wünsche auch nach ihrer Realisierung den Zauber bewahren, der ihnen ursprünglich Bedeutung gab?
Nun muss man erst mal klarstellen: Hier geht es nicht um Banalitäten wie den neuen Schnellkochtopf oder die schicke Ski-Ausrüstung. Hier geht es um Wünsche, die mit der Vorstellung verbunden sind, ihre Erfüllung würde etwas schöner machen, dem Leben etwas hinzufügen, eine neue Chance eröffnen oder auch eine Last nehmen.
Dabei sollte man sich nichts vormachen: Wir leben in den seltensten Fällen im Märchen, wo die Fee mit einem Hokuspokus das vollständige Glück, nämlich die Erfüllung auch der unwahrscheinlichsten Wünsche liefert.
Das, was wir in unserer unmärchenhaften Welt nämlich wissen müssen: Wünsche haben Ähnlichkeit mit einer Versicherung. Sie werden nur mit Selbstbeteiligung Wirklichkeit.
Wenn man ein Instrument spielen oder singen kann, dann hat man gute Chancen, dass das Leben doch zum Wunschkonzert wird. Vielleicht nicht durchgehend, aber es klingt dann doch ein bisschen so, wie man es sich gewünscht hat.
Und dass Wünsche auf Befehle hören würden, ist nun wahrlich Unfug. Die wollen gut überlegt sein, gebeten werden und möchten sich entwickeln können.
Das sind eine ganze Menge Dämpfer für das Wunsch-Geschäft. Doch es gibt eine wirklich gute Nachricht: Wenn Wünsche eine Hoffnung ausdrücken, die Hoffnung darauf, dass etwas erreichbar sein könnte, wenn man nicht nur fest genug daran glaubt, sondern sich dafür einsetzt, dann sollte man diese Hoffnung und diesen Wunsch lebendig halten. Denn ein solcher Wunsch, der in die Zukunft gerichtet ist, hat eine faszinierende Kraft, mit der eine Menge bewältigt werden kann.
So wird das Märchen vielleicht doch noch wahr. Nicht, weil der Wunsch wie notiert erfüllt wurde, sondern weil der Wunsch neue Energie, neuen Mut und neue Ideen freisetzen konnte.
Also immer dran bleiben: Wünsch‘ Dir was!