Vergleich

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In diesem Land stehen Vergleiche hoch im Kurs. Rankings, Tabellen, Indikatoren, an denen sich möglichst präzise ablesen lässt, wie etwas oder jemand einzuordnen ist, geben eine (vermeintliche) Sicherheit darüber, was Sache ist.

Doch es gibt auch den Ausspruch „Der Vergleich hinkt“. Das klingt dann eher so, als sei es mit dem Vergleichen eben doch nicht so einfach bzw. es komme eben doch kein eindeutiges Ergebnis dabei heraus.

Nun kann man sich ja mal Gedanken darüber machen, was ein Vergleich eigentlich soll. Und dann, was er kann. Oder, wie er unsere soziale Kultur beeinflusst.

Wenn man im Englischen Äpfel und Birnen miteinander vergleicht, so stellt man fest: „Apples are not like pears.“ Bemerkenswert ist das kleine Wörtchen „like“. Das bedeutet in anderen Zusammenhängen, etwas oder jemanden zu „mögen“. Heute wird ja viel „geliked“, gerne mit dem Icon „Daumen hoch“ dazu.

Mit einem „Like“ wird also etwas Positives markiert, eine Idee, eine Maßnahme wird als lobenswert, als bemerkenswert, als beachtenswert gekennzeichnet.

Zurück zum deutschen Vergleich. Hier wird selten etwas gemocht, es sei denn, die/der/das in den Vergleich Gesetzte ist im Ranking auf Platz 1 gelandet. Alles darunter ist im Vergleich ja schon mal schlechter ausgefallen, und damit ist das Vergleichssubjekt weniger wert.

Was für ein Desaster, wenn man Wert immer nur in einem Zahlenergebnis und in einem entsprechend nummerierten Abgleich zu anderen wahrnehmen kann.

Es sollte auch in unserer deutschen Sprache eine „Like“-Version geben. 

Vergleiche helfen in einer Welt, in der Leistungen und Ergebnisse kaum mehr absolut sein können, immer weniger weiter. Die konstruktive Auseinandersetzung jedoch mit dem, was sich beschreiben und beobachten lässt und in der Folge verbessert werden könnte, das ist ein dynamischer Prozess. Da werden dann nicht Äpfel mit Birnen verglichen, sondern beide werden in ihrer Eigenart wertgeschätzt und verwendet. Äpfel eignen sich für Apfelkuchen, Birnen für Birnengelee.

Beides sehr lecker. I like.

Wenn in einer Gesellschaft die jeweiligen Besonderheiten von Menschen, Ideen, Äußerungen, Lösungsansätzen oder Lebensweisen nicht nur passiv „geliked“ würden, sondern wenn man den Wert dieser Vielfalt aktiv zum Einsatz bringen könnte, dann hätte der Vergleich ausgedient und könnte hinken, wohin er will.

Lassen wir uns derweil beflügeln von unvergleichlicher Fantasie, von innovativen Vorschlägen, die keinen Vergleich kennen und von einem kulturellen Miteinander, das auf kein Treppchen und in kein Ranking passt, weil es einfach zu groß ist und noch Größeres ermöglicht.

Kein Vergleich!

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