Transformation

Ein Wort, das - mit verschiedenen Bedeutungen - ein großes Gewicht hat. Transformation wird seit Neuestem mit „Wumms“ umschrieben, auch mal mit „Change“ oder mit Innovation. Doch der Begriff bietet mehr.

Aus dem technischen Umfeld kennen wir den Trafo. Ein Gerät, das - amateurhaft interpretiert - Umwandlung ermöglicht: aus einer Eingangsspannung kann eine nutzbare (Energie-)Leistung erzeugt werden. 

Was hat das mit uns zu tun?

Mittlerweile sollen sich Gesellschaften, solll sich die ganze Welt, sollen nicht zuletzt wir alle uns transformieren, also nutzbare Leistung produzieren. Doch dieser Ansatz ist eindeutig zu kurz gesprungen und vor allem zu technisch gedacht. Gehen wir Transformation also mal vom Kern des Begriffs her an: Hier ist damit gemeint, den einen Zustand in einen anderen zu wandeln. Und das übertragen wir auf unsere Situation.

Da wird uns immer deutlicher: So, wie es aktuell ist, kann es nicht bleiben. Auch, wenn diese Einsicht Manchen gar nicht erst in den Sinn kommen will, mit Schulterzucken abgeblockt oder ignoriert wird. Ist ja auch keine gemütliche Vorstellung. Vor allem nicht bei denjenigen, für die sich die Situation, wie sie ist, komfortabel anfühlt, sie jede Menge vergnügliche Unterhaltung bietet und höchstens einen überschaubaren persönlichen Verlust - im Sinne von beispielsweise lästigen Einschränkungen. Der Gewinn wiederum, der aus dem Status Quo gezogen werden kann, erscheint deutlich größer zu sein. Vor diesem Hintergrund setzt man Transformation also nicht gerade ganz oben auf die Agenda.

Da könnte manch einer auf den Umkehrschluss kommen, dass Wandlung nur als zwangsweise Notwendigkeit in problematischen Lagen erfolgt. Und das heißt? Immerhin kann doch kaum einer der Einschätzung widersprechen, dass wir in einer durchaus problematischen Lage sind.

Und dennoch: In einer etabliert-satten Gesellschaft, in der wir uns eingerichtet haben, kann man sich dieser Einschätzung auch ziemlich leicht erwehren. Man schaut dann lieber nicht so genau hin, informiert sich nicht weiter über die Schreckensszenarien und sucht sich mit viel Energie die Ablenkungen, die es doch in Unmengen gibt. Und schon sieht die Welt weiterhin schön aus. Man macht sie sich eben, wie es einem gefällt. Und damit das nicht ganz so peinlich daher kommt, beklagt man natürlich diejenigen, die diese Wahl nicht haben und sich wohl leider dem real stattfindenen Wandel mit allen üblen Konsequenzen ausgesetzt sehen.

Selbst da also, wo die Probleme doch kaum übersehbar sind, kann man sich vornehm zurückhalten. Um solche Herausforderungen zu lösen, hat man schließlich gewählt, dafür ist die Politik zuständig. Die Regierung, das Parlament, andere Institutionen des unkaputtbaren demokratischen Systems. Irgendwann stellt man vielleicht auch mal Forderungen an die Industrie, solange das nicht dazu führt, dass man nicht mehr alles, davon immer mehr, immer billiger und überall bekommt.

Transformation ist für die Meisten so weit weg von der eigenen Verantwortung wie Kuchenbacken vom Elektriker. Oder haben beide vielleicht doch miteinander zu tun?

Wer mal versucht hat, Kuchen zu backen ohne einen Backofen, der weiß, dass man da schnell an die Grenzen des Machbaren kommt. Ohne die Mühsal des Elektrikers gibt es nicht die Freude des Backens und des Kuchenessens.

Wir müssen uns also vielleicht doch mal auf die Zusammenhänge besinnen.

Mit dem, was wir haben, mit dem, was wir können und mit dem, was wir vermögen sind wir in der Lage, etwas zu gestalten, das uns, die Menschen anderenorts und Generationen nach uns in eine bessere Lebenslage bringen kann. 

Wenn wir den Mut entwickeln, uns auf neue Formen des Zusammenlebens einzulassen, die Menschen und nicht Systemen gerecht werden, dann erreichen wir mit solcher Transformation eine Energie, die alle erreicht. Geht nicht mit einem Klick auf irgendeinen Button, lohnt sich aber: Der Kuchen geht auf, und alle bekommen ein gutes Stück ab.

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