Sicherheit

Wie gerne wiegen wir uns in Sicherheit, lassen uns einlullen, und wenn die Schwingung dieser Wiegebewegung ganz sanft ist, dann schlafen wir ein. 

Sicherheit ist das Gegenstück zu Angst. Wenn alle Türen abgeschlossen sind, die Alarmanlage scharf gestellt ist und der Hund wacht, dann können wir uns beruhigt zur Ruhe legen.

Allerdings haben wir es irgendwie mit einem kaum zu fassenden Thema zu tun. Denn es gibt sie nicht, die faktische Sicherheit. Sie kommt in unterschiedlichen Varianten vor. Manchmal ist eine sachgemäße Sicherheit gar nicht gegeben, aber die gefühlte. Wenn die fehlt, können oft die ausgetüftelten Maßnahmen kaum etwas ausrichten,

Verbreitet wird von Sicherheitsrisiken gesprochen. Das beginnt beim Kind, das besser nirgendwohin fahren soll, weil da ja was passieren könnte. Auch Erwachsene vermeiden oft ein Handeln, weil dies etwas verändern könnte, das Gefahr bedeutet. Unternehmen, Regierungen, Lehreinrichtungen - es sind nicht nur einzelne Menschen, die sich lieber zurückziehen, als etwas voranzutreiben.

Denn eine Sicherheitschance sehen die Meisten nicht.

Sicherheit lagern wir in der Regel aus. An Wachleute, an elektronische Helferlein und - wenn es ganz dicke kommt - ans Militär. Wir halten uns gerne raus, möchten die Konfrontation mit den Häßlichkeiten und Grausamkeiten der Welt vermeiden und überlassen lieber anderen die Aufräumarbeit.

Denn fehlende Sicherheit erzeugt nicht nur Angst, sie wird mit einer Bedrohung verbunden, die oft genug vage ist und der man nichts entgegensetzen kann. Alle wissen, dass der weltweite Klimawandel unser aller Leben bedroht. Brände, Überflutungen, Stürme, Tsunamis - alles schon gesehen. Doch selten haben Einzelne damit persönliche Erfahrungen. Man hört und liest in den Medien davon, und die vermitteln einem: weit weg. Oder schwappt es gerade durchs Fenster?

Gleichzeitig bleibt doch ein Unbehagen zurück. Da hängt ein Damokles-Schwert über der Menschheit. Doch was tun?

Die fehlende Möglichkeit, konkret etwas gegen eine – reale oder gefühlte – Unsicherheit unternehmen zu können, führt oft zu Ignoranz, zur Wahrheitsverweigerung, zum Rückzug in ein vermeintlich sicheres privates Umfeld.

Erst wenn Sicherheitskräfte Mensch und Tier aus Brandsituationen retten müssen, ganze Landstriche nicht mehr bewohnbar sind und es durch andere Ereignisse ans Eingemachte geht, wird manch einem bewusst: Wir leben auf einer Welt, die eben nicht dem Rundum-Sorglos-Paket entspricht.

Auch andere Ereignisse, wie Krieg, Pandemie, Flucht drücken aufs Gemüt. Wo sind diejenigen, die uns sichern? Die haben wir doch gewählt? Damit sind wir doch fein raus? Doch so einfach ist das eben nicht mit der Sicherheit.

Nicht nur, dass es die nicht zum so gern vorgestellten Null-Tarif gibt, wir sind alle gefordert. Zumindest dahingehend, uns zu positionieren. Was wollen wir? Welche Risiken gehen wir ein? Was ist Haltungs-, was möglicherweise Existenzfrage?

Summa summarum: schwierig. Denn alles zusammen - Freiheit, Privates, Friede, Gesundheit, Glück - das gibt es nicht ohne Einsatz. Den persönlichen und den von Menschen, die ihn zum Wohl aller leisten. Um einer Gesellschaft dieses Leben zu ermöglichen. 

Wir müssen uns wohl bewusst darüber werden, dass das Leben per se ein Risiko ist, dass wir Angst und Sorgen aushalten müssen und dass es eine all-inclusive Sicherheit nicht gibt. 

Außer der Sicherheit, dass wir selber abwägen und entscheiden können, wie viel Unsicherheit wir ertragen können. Denn dies muss allen klar sein: Sicherheit kostet nicht nur, sie kann manchmal sogar eine Situation schaffen, die unseren Vorstellungen der Welt und dem Leben anderer nicht entspricht. Denn Sicherheit bekommen, heißt eben lange noch nicht, sich damit aller Errungenschaften sicher sein zu können.

Auch hier also gilt: Wir sollten uns daran gewöhnen, dass nicht alles bequem und folgenlos ist.

Zurück
Zurück

Toleranz

Weiter
Weiter

Solidarität