Selbstbewusstsein
Ist die Rede von einer selbstbewussten Person hat man schnell einen Mann vor Augen, der dynamisch-dominant die Richtung vorgibt, die Dinge anpackt und durch nichts aus dem Konzept zu bringen ist. Es handelt sich um einen Begriff, der oft etwas breitbeinig und ellbogen-vorwärtsstrebend daher kommt und eines nicht kennt: Zurückhaltung.
Selbstbewusste Leute - so das Bild, das in den Köpfen vorherrscht - zweifeln nicht, sie haben immer eine Antwort parat, sind stark und unerschütterlich. Sie werden symbolisiert vom sprichwörtlichen Fels in der Brandung oder der breiten Schulter, an die man sich anlehnen kann - da wankt nichts.
All diese Vorstellungen sind männlich konnotiert. Hier der starke Kerl, dort das schwache, bedürftige weibliche Wesen. Ohne Ersteren kommt Zweitere nicht klar.
Doch so langsam lichten sich die Schleier über diesem Bild und es wird deutlich: Wir sind einer Fata Morgana aufgesessen. Und zwar nicht zuletzt aus dem Grund, dass wir Selbstbewusstsein völlig falsch aufgefasst haben.
Nehmen wir den Begriff ernst, so meint er, das sich jemand seiner selbst bewusst ist, wenn er oder sie reflektiert auf sich selber blickt.
Die eigene Persönlichkeit, Charaktermerkmale, Stärken wie Schwächen, alles, was einen selbst ausmacht, kritisch zu beleuchten und zu hinterfragen, ist dazu notwendig.
Das ist zum einen ziemlich anstrengend und führt zum anderen gar nicht unbedingt zu einer schönen Erkenntnis. Denn es kann passieren, dass einem bewusst wird, woran es bei der eigenen Person überall mangelt:
Da gibt es Ängste, die man mit sich rumschleppt, Verhaltensweisen, die aus der Zeit gefallen sind, Unfähigkeit im Umgang mit Veränderungen, Eigenschaften, mit denen man andere zurückstößt und andere Schrulligkeiten, die kaum geeignet sind, den starken Max zu markieren.
Aber dennoch gerieren sich genau diese Figuren so, als seien sie die Helden der Welt. Allerdings: dieser Film ist lange aus dem Programm genommen worden. Denn er hat einfach kein Publikum mehr. Zu öde, zu unkreativ, weder lustig, noch spannnend, zerstörerisch ohne Rettung. Aber ohne Selbst-Bewußtsein merken die meist männlichen Protagonisten dies nicht.
Also kann man die Frauen nur motivieren, ihr Selbstbewusstsein einzusetzen, um damit Bewußtsein zu schärfen. Interaktion, Kommunikation, kritischer Austausch, Lernen und Hinterfragen, Zweifeln und nach Lösungen suchen - das ganze Programm der sozialen Zukunftsorientierung statt einer Ich-bezogenen Kraftmeierei – das kann Impulse kreieren, die wirklich machtvoll und wirksam sind.
Und schon wird Selbstbewusstsein eine ansteckende Eigenschaft, die zudem ständig weiter wachsen kann. Zum Wohle einer Gesellschaft, in der sich jeder nicht nur sich selbst, sondern seiner und ihrer Verantwortung bewusst ist. Das wiederum kann sehr spannend werden.