Publikum
Hereinspaziert. Vorhang auf. Das Publikum ist zu Gast.
Ein Publikum ist der Wortherkunft nach Öffentlichkeit, es repräsentiert eine als Allgemeinheit verstandene Gruppierung, es sind wir alle, für die das Leben auf der Weltbühne stattfindet.
Nicht falsch verstehen. Das Publikum hat eine andere Qualität als Masse, für die Massenmedien gemacht sind, es ist nicht die Zielgruppe, die sich Firmen oder Parteien oder andere Organisationen gerne schönmalen, um ihre Angebote ganz sicher dorthin loswerden zu können.
Ein Publikum hat Anspruch. Es erwartet eine unterhaltsame Aufführung, ein vielfältiges Programm, Leistungen, Überraschungen, Kunst, etwas Neues und noch viel mehr.
Vor allem aber sollte man ihm zutrauen, dass es Inhalte erwartet. Inhalte, die Zuschauer, Zuhörerinnen, Teilnehmende weiterbringen, mit denen sie sich selber entwickeln können und mit denen ihr Leben mindestens einen Impuls, vielleicht auch einen Twist bekommt.
Publikum wird oft unterschätzt. Man vermutet, es will nur passiv konsumieren, was ihm serviert wird. Dass es auf Vorgesetztes aller Art schlicht reagiert oder einfach nur mal Dampf ablassen will. Oder es herrscht die Auffassung vor, dass eine Darbietung für das Publikum kathartisch sein müsse, damit es nach der Veranstaltung - einmal durchgeschüttelt - wieder den Alltag ertragen kann.
Doch diese Denke nimmt ein Publikum nicht ernst. Damit unterstellt man ihm, an dem Thema, an Auseinandersetzungen mit der Umwelt, an Fragen und der Suche nach Lösungen nicht interessiert zu sein.
Nun kann man bei diversen Shows, medialen Angeboten, dem Verhalten von Menschen auf manchen Volksfesten durchaus den Eindruck gewinnen, dass es genau so ist, dass die Leute keine Lust haben auf anstrengenden Diskurs, auf mühsame Themen, gar auf Ärmelaufkrempeln und auf eigenständiges Tätigwerden. Dass es eben doch eher der passive Konsum von Banalitäten ist, der gewollt wird, und eben nicht das aktive Reflektieren und Handeln, mit dem man deutlich macht, auf der Bühne mitspielen und das Programm mitgestalten zu wollen..
Doch wenn man genau hinsieht, kann man verbreitet Ermüdung sehen bei dem ständig gleichen Programm, das da vorgekaut in Dauerschleife fortlaufend geboten wird. Immer häufiger kommen Menschen zusammen, die etwas konkret unternehmen und aktiv Dinge lösen wollen, die auf der ewig gleich besetzten Bühne offenbar ins Stocken geraten sind. Sie wollen eine neue Handlung, ein neues Skript, und sie wollen daran teilhaben, zumindest wollen sie gefragt werden und Entscheidungen treffen können.
Wird das nicht ernst genommen, so droht das Publikum, sich abzuwenden. Und dann steht die große Frage im Raum, wer es abholt. Es sollten die sein, die gute Ideen haben, die Hinterfragen zulassen, die das Publikum einbeziehen und die veränderungsbereit sind.
Das ist dann wahre Öffentlichkeit und gestaltende Offenheit. Wenn das publik wird, dann hat das viel Potential, ein großes Publikum zu begeistern. Bühne frei.