Protest

Protest hat viele Gesichter. Und viele Formen.

Es gibt ihn still oder laut. Sitzend oder laufend. Ganz groß oder klein. Lang oder kurz. Energisch oder ermüdet. Öffentlich oder verborgen. Enorm verärgert oder sehr humorvoll. Für Geld oder für Leben. Und so weiter.

Doch bevor wir hier weiter ins Eingemachte gehen, werfen wir doch mal wieder einen Blick auf die Herkunft, die Bedeutung des Wortes.

„Testieren“ meint Zeugnis ablegen oder einen öffentlich Beweis antreten. Es geht darum, etwas zu erklären bzw. eine Erklärung zu machen. Im Vorhinein sollte man sich also gründlich informiert haben. Denn sonst kann das schief gehen.

Das allerdings ist heute nicht immer der Fall. Protest wird dann einfach mal so rausgehauen. Und zwar gerne dagegen. Daher hier die nächste Frage: Kann man auch positiv für etwas protestieren?

Klar kann man das! Und es gibt durchaus Beispiele, in denen das sehr eindrücklich auch passiert. Doch, wenn man genauer hinschaut, ist das nur in wenigen Fällen ein konstrutives, proaktives Gestalten, das in der Folge auch konkret zu etwas führt. Und zwar zügig.

Zuweilen hat man den Eindruck, die Kreativität von Protestlern ergeht sich in Maßnahmen, die den Protest selber betreffen: Wann treffen wir uns aufmerksamkeitsstark an welchem symbolischen Ort, mit welchen Slogans, Plakaten, Aufmachungen und sonstigen Medien gehen wir raus, welche Events machen das Ganze zum Happening?

In der Folge wird viel über den Protest gesprochen, diskutiert, machen sich Gegner wie Befürworter mit mehr oder weniger schlüssigen Argumenten breit, doch in der Sache droht manch einer dieser Proteste zu versanden. Kaum ist der Protest vorbei, geht das Alltagsgeschäft weiter.

Ist Protest dann nur ein hilfloser Versuch, der wie ein Luftballon innerhalb kurzer Zeit wieder zu Boden trudelt? Kann man sich die Mühe sparen bzw. lieber in eine große Party umlenken, bei der es dann einfach nur darum geht, Spaß zu haben?

Schauen wir uns einmal an, wer in der Regel protestiert. Ungestützte Beobachtung: Es sind entweder die ganz jungen, die älteren oder benachteiligte Menschen und die, die sich als Verlierer von Wandel sehen. Also entweder die, die forsch nach vorne drängen und dafür alle Gestaltungsmöglichkeiten haben wollen oder die, die defensiv retten möchten, was zu retten ist. Das Grundgefühl: Wir können nur gewinnen – verloren haben wir schon viel.

Jungen Menschen gesteht man das Protestieren meist noch zu. Sie wissen es halt nicht besser, müssen sich mal austoben, dagegen sein gehört zum Erwachsenwerden dazu. Da drückt man schon mal ein Auge zu – solange das Ganze nicht ans eigene Eingemachte geht. Man war ja selber einmal jung.

Bei den anderen Betroffenen – Ältere, Benachteiligte, unter Wandlungsdruck gesetzte – da ist die Sache ein wenig komplizierter. Da teilen sich Sympathien und Unverstädnis in der Gesellschaft auf. Die einen erkennen die Bredouille, die anderen haben ihre Themen.

Doch Betroffenheit braucht es, um sich für einen Protest aufzuraffen.

Wenn dabei mehr mit einer solchen Aktion einhergeht als bunt bemalte Plakate, Parolen und Trillerpfeifen, sondern wenn es dazu kommt, dass sich Protestler zu Gestaltern der Welt zusammentun und etwas wirklich verändern, dann kann man sich nur wünschen: lasst uns alle Protestler werden, die den Beweis antreten, dass es besser geht.

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