Anfang

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Zunächst ist es doch bemerkenswert, dass das Wort, das am Anfang dieser Serie steht, Anfang heißt und mit A beginnt. 

Warten wir ab, wie die Sache endet. Vermutlich bei Z.

Laut einer viel zitierten Stelle in einem Gedicht von Hermann Hesse wohnt jedem Anfang ein Zauber inne. Doch warum wagen dann so Viele den Anfang nicht?

Man liest oft darüber, was angefangen wurde, dass jemand etwas begonnen hat, „start-ups“ sind die Helden der Zeit. Doch ist all dies mit Anfang gleichzusetzen?

Es kommt wohl darauf an, wie man Anfang versteht. 

Oft ist damit ein zeitlicher Moment, ein bestimmter Ort oder auch ein persönlicher Standpunkt gemeint, von dem aus Weiteres entwickelt wird.

Aber ein Anfang ist eben kein Punkt, nichts genau Festlegbares, nicht etwas exakt zu Bestimmendes. Ein Anfang ist selber etwas Werdendes.

Wenn wir zurückgehen bis zu einer biblischen Aussage, dann war am Anfang das Wort. Dieser Passus ist nun ziemlich alt. Auch wenn man dem, was diesem Evangeliums-Wort folgt oder auch der Religion, die auf diesem Buch basiert, nicht zustimmen oder folgen muss, so gibt dieser kurze Satz doch einen schönen Hinweis auf die Bedeutung von Anfang.

Er bezeichnet eben nicht das große Tamtam, keinen Startschuss, keinen vorweggenommenen Erfolg. 

Dem Anfang liegt Denken zugrunde. Denken führt zu Gedanken, die in Worte gekleidet werden können. Und diese Worte dienen der Verbreitung einer Idee, dem Austausch über Vorstellungen, der Vereinbarung über Inhalte oder der Verständigung hin zu gemeinsamen Werten.

Ein Anfang ohne vorheriges Denken ist nicht vorstellbar. Denn Anfang geht nicht auf Knopfdruck. Deswegen steht auf Geräten zum Einschalten auch nie dieser Begriff, sondern „Start“.  Den Start kann man durch „Stopp“ abbrechen oder beenden. 

Ist dagegen ein Anfang gemacht, lässt sich alles Weitere nicht mehr aufhalten. Dann läuft die Sache.

Da auch Denken nicht zu stoppen ist, es stattdessen wunderbarerweise immer wieder neue Impulse bekommt, sich fortlaufend mit weiterem Wissen bereichern kann und lernfähig ist, bleibt Denken die ständige Begleitung des Anfangs. Und so kann man zwar beides nicht stoppen – das Denken nicht, den Anfang nicht –, aber gestalten.  

Formt sich erst ein Gedanke und fängt man daraufhin an, diesen Gedanken in eine Gestalt zu bringen, dann ist etwas auf einen Weg gebracht, der nicht schnurstracks, sondern in Windungen, auf Seitenpfaden, durch Dickicht und über Lichtungen führt und der immer wieder hinterfragt werden kann. Jede Richtung bleibt möglich. Es gibt nicht nur Vorne oder ein definiertes Ziel. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, von denen der Anfang nicht von Anbeginn her wusste, die er aber einbeziehen kann, wenn ein neuer Gedanke dazu anregt.

Ein Anfang ist gemacht.

Weitere Anfänge werden folgen.

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