Nähe

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Wie kann man Nähe finden, wenn man sich ständig entfernt?

Mobilität ohne Grenzen, kein Halten, sondern stets auf dem Weg – das Mantra der Zeit.
Kann man sich so annähern? Oder verliert man sich?

Die Erde war noch nie so voll, wir rücken uns von allen Seiten immer näher auf die Pelle. Und werden uns gleichzeitig - so scheint es - immer fremder.

Die große Frage also lautet: Können Nähe und Distanz zusammen ein gutes Leben ergeben? Und wie kann man das hinbekommen?

Menschen sind soziale Wesen, sie brauchen einander. Ohne ein Umfeld aus Vertrauten, denen man sich öffnen kann, ohne Reflektion von außen und ohne Zuwendung – physischer wie sozialer Art – verkümmern wir. 

Nähe ist also ein zutiefst menschliches Bedürfnis und ein Lebenselixier. Wie man Nähe lebt, wie intensiv man sie braucht oder auch erträgt, ist unterschiedlich. Die einen mögen’s kuschelig, die anderen fühlen sich wohl in ihrer eigenen Haut, suchen jedoch das Gegenüber für die eigene und gemeinsame Entwicklung.

Nicht der Abstand ist die entscheidende Maßeinheit dafür, wie nah oder fern man sich ist, sondern die persönliche Einstellung zum sozialen Miteinander. Und die wiederum speist sich aus der Fähigkeit zur Empathie.
Spürt und begreift jemand, wie ein anderer sich fühlt, welche Fragen er sich stellt, wohin es ihn treibt, welches die Gründe sind für ein bestimmtes Verhalten?
Und ist man bereit und in der Lage, sich trotz der vielen offenen Fragen auf ein unbekanntes oder „fragwürdiges“ Gegenüber ein- und Nähe zuzulassen?

Um Nähe erreichen und leben zu können braucht es ein gewisses Maß an Tiefe. Man muss bereit sein, hinter die Oberfläche zu blicken, um dabei vielleicht auch etwas zu entdecken, das nicht glatt und gefällig ist. Und es braucht das gegenseitige Einverständnis für diese Art der Intimität, die immer mehr und bedeutsamer ist als der schnelle Blick, der kurze Kick.

Nähe geht einher mit Vertrauen, mit der Bereitschaft zu einer Beziehung, die auch Bezug nimmt. Und sie lebt von einer Selbstverständlichkeit, die Fragen und Verunsicherungen möglich macht, ohne sich darüber vom Anderen zu entfernen.

Koffer packen und in die Ferne schweifen, ist für Viele eine Bereicherung und bringt uns die Welt nahe. Manchmal allerdings liegt auch das Gute ganz nah. Schauen wir uns doch mal um.

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