Mutwilligkeit

Neulich in der Bahn. Ein Zettel: „Dieser Platz wurde mutwillig zerstört.“

Was bedeutet das? Wo findet man ein solches Wort sonst? Wer führt „mutwillig“ in seinem alltäglichen Sprachgebrauch? Ein Grund, mal drüber nachzudenken.

Im Kontext mit dem Bahn-Vorfall ist man geneigt, den Begriff mit Randalierer:innen in Verbindung zu bringen. Der Zettel soll wohl so interpretiert werden, dass da jemand absichtlich, böswillig und asozial etwas kaputt gemacht hat. Aber was soll dann dieser Text? Und vor allem: Wieso „mut-willig“?

Mit böser Absicht (oder einfach dumm) – sprich bös-willig – mag man ja noch nachvollziehen können. Doch das steht da nicht.

So ein schönes Wort wie mutwillig hat doch eigentlich einen besseren Kontext verdient.

Die übliche Frage: Was steckt drin. Mut und Wille. Wer könnte etwas gegen Mut haben? Und wenn der auch noch aktiv willentlich zum Tragen kommt, kann man doch eigentlich nur sagen: Mehr davon, genau das brauchen wir! Menschen, die mit Mut und Entscheidungskraft Dinge vorantreiben, sich einbringen, etwas in die Tat umsetzen.

Menschen wiederum, die orientierungslos sind, die von der Gesellschaft oft genug an den Rand gedrängt werden und denen auch sonst das Leben nicht unbedingt die Hand reicht, denen fehlt in der Regel Mut. Eine positive Motivation, etwas zu gestalten, etwas einzubringen, sich einzusetzen für das, was wir oft so unhinterfragt Gesellschaft nennen. Die „gute“ Gesellschaft natürlich….

Wenn es in jeder Hinsicht dumm läuft, dann wehren sich hier betroffene Menschen auf eine Art, die in dieser (ausgrenzenden) Gesellschaft irgendwo zwischen böse, zerstörerisch und gewaltsam eingeordnet werden. Man könnte auch den Strich drunter ziehen: kriminell.

Schönreden macht die Sache dabei nicht besser. Und ein solches Verhalten als „mutwillig“ zu bezeichnen ist genau der falsche Weg.

Wir brauchen mut-willige Menschen. Solche, die den Willen zum Mut haben. Auch mal zum Wagemut, zum Übermut oder anderen Formen dieser schönen Eigenschaft.

Gegen Aggression, gegen Gewalt, gegen Wut müssen sich Menschen im Miteinander eindeutig entgegenstellen. Gegen Menschenverachtung und Respektlosigkeit sind gute und kluge Ideen gefragt, um solche Denk- und Verhaltensweisen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Was braucht es also: Mut. Auf allen Seiten. Mut, den Willen aufzubringen, miteinander die Vorstellungen des Zusammenlebens zu klären. Mut, Gesellschaft nicht nur einzufordern, sondern zu leben. Mit ganzem Willen. Mut-willig also. Da geht auch nix kaputt.

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