Lachen
Lachen gewinnt gerade an Aufmerksamkeit. Und zwar das echte Lachen. Eines aus tiefster Seele, von ganzem Herzen. Also das, was uns als emotionale Wesen erkennbar macht. Neben dem Weinen. Wobei das durchaus nahe nebeneinander liegt und manchmal zur gleichen Zeit stattfindet.
Doch bleiben wir beim Lachen, das mittlerweile eine politische Dimension bekommen hat. Hier wird es als ein Phänomen wahrgenommen, das ganz offenbar Angst macht.
Um das näher erklären zu können, braucht es wohl erst mal eine Annäherung an das, was Lachen bedeutet, was uns, was Einzelne und wann zum Lachen bringt.
Da haben wir den Scherz, wir haben das dröhnende Gute-Laune-Entertainment, wir haben Schadenfreude, wir haben die Reaktion auf Kitzelei oder auf bestimmte Substanzen und Manches andere mehr, was uns zum Lachen bringt.
Hier ist der Faktor Außenwirkung eine Voraussetzung. Was also bringt uns zum Lachen.
Eine andere Sache ist es mit dem Lachen aus dem Inneren heraus. Ein Lachen, das keinen Trigger braucht, um loslegen zu können, sondern das einfach so in einem steckt und in bestimmten Situationen rauskommt. Wie eine Befreiung, wie eine Einladung, sich dieser Emotion anzuschließen und mitzulachen. Einfach nur so. Weil es gerade an der Zeit ist, weil es gerade gut tut. Und weil es verbindet.
Dieses Lachen hat mittlerweile eine politische Dimension. Wer lacht, ist verdächtig. Vor allem, wenn es sich um eine Frau handelt. Die kann nicht seriös sein, also ernsthaft, die hat keine Kompetenz, die weiß nicht, was sie tut, die ist - um es auf den Punkt zu bringen - nicht normal, also irre.
Wirklich irre! Irre, dass eine so schöne Gefühlsäußerung, die Demonstration einer solchen Haltung, mit sich im Reinen zu sein, ein im besten Sinne ansteckendes Moment derart abqualifiziert werden kann.
Allerdings gilt hier mal festzuhalten: Diejenigen, die sich derart abfällig äußern sind es, denen man Qualifikation absprechen muss. Die Qualifikation für ein Miteinander, für Empathie, für Zugewandtheit, für Menschenfreundschaft.
Lachen ist einer der schönsten Ausdrucksmöglichkeiten, die wir Menschen zur Verfügung haben. Es ist uns in diesen Zeiten, die verbreitet so erscheinen, als hätten sie nichts mehr zu bieten, worüber man wirklich aus dem Innersten heraus lachen könnte, scheinbar abhanden gekommen.
Doch genau das ist die falsche Herangehensweise. Wir sollten nicht darauf warten, dass uns etwas „passiert“, was uns zum Lachen bringt. Wir sollten aufhören, Lachen als reine Reaktion zu begreifen.
Stattdessen tun wir uns alle einen Gefallen, wenn wir unabhängig von unserem Drumherum unserer Freude mit echtem Lachen Ausdruck verleihen. Richtig ausgelassen, hemmungslos, laut, breit, schallend oder ganz verschmitzt. Und wenn uns dabei jemand schräg anschaut, die Augenbraue hebt oder sogar übel austeilt und uns für irre erklärt - dann können wir ganz entspannt zurückfragen: Wer ist hier eigentlich „irre“?
Vielleicht bringt uns diese Reaktion erst recht zum Lachen.