Konflikt

Konflikte überall. An allen Stellen der Welt, im beruflichen, im privaten Umfeld, ja selbst dem inneren Konflikt ist man ständig ausgesetzt. Grund genug, sich mal mit diesem Phänomen zu befassen.

Ein Konflikt hat immer etwas mit einem Zusammenstoß zu tun. Mindestens zwei Personen, zwei Positionen, zwei Seiten, zwei Haltungen prallen aufeinander. Die erzeugen in ihrer Gegensätzlichkeit keine positive Energie, sondern in der Regel - so die dann gewählte Sprachregelung - knallt‘s. Das ist nicht nur laut, das tut weh.

Warum ist das so? Und vor allem: warum scheinen die aktuellen Zeiten so konfliktgeladen? Warum hat man den Eindruck, man muss ständig auf Abwehr gepolt sein?

Da kann es verschiedenen Perspektiven geben. 

Die Geschichte, um erst einmal wieder die zu bemühen, ist voll von Konflikten. Kriegerische Auseinandersetzung, Überfälle, Grenzstreitigkeiten, ethnische oder andere menschenverachtende Aggression - ganze Bibliotheken lassen sich mit solchen Gräueln füllen. 

Dann gibt es die persönlichen Konflikte. Unterschiedliche Ansichten prallen aufeinander, es ist das Machtspiel im Kleinen, das sich Bahn bricht. Hier spielen Rituale hinein, Bedürfnisse nach individueller oder gruppenbezogener Durchsetzung, und manchmal kann es der berühmte Ast aus dem Nachbarsgarten sein, der über den Zaun ragt.

Als wäre das nicht schon genug, gibt es auch noch die inneren Konflikte, die man mit sich selber austrägt. Darf man dieses oder muss man jenes? Muss die Vorliebe für das Grillfleisch dem Maiskolben weichen? Darf das Kind alleine in die Schule gehen oder braucht es Begleitung, den Shuttle Service mit dem Auto? Ist ein sicherer Arbeitsplatz wichtiger als der Wunsch nach mehr Eigenzeit? Oder der Klassiker: Zum Sport oder doch lieber das Sofa?

Immer geht es um eine Abwägung von Gewinn zu Verlust. Macht man das Eine, gewinnt man an Anerkennung von einer bestimmten Seite (die Sache aber ist anstrengend), macht man das Andere ergibt sich möglicherweise ein Lustgewinn (die Folge kann aber anderweitig unangenehm sein).

Je mehr Unklarheiten es auf der Welt gibt und gleichzeitig immer mehr Menschen mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen, Lebensweisen, Umständen, Einflüssen, desto größer wird das Konfliktpotenzial.

Es gibt zu viele Fragen und zu wenige eindeutige Antworten bzw. Antworten, auf die sich eine vernünftige Menge an Menschen einigen kann. Die wiederum müsste in der Lage sein, alle miteinander zu befrieden.

Denn nur das wäre eine Möglichkeit, nicht zunehmend mehr Konflikte zu erzeugen, sondern einen geeigneten Lösungsweg zu finden: sich über Ziele, über Inhalte, über Methoden dazu zu verständigen und dann daran gemeinsam zu arbeiten.

Resilienz übrigens - eine gern ins Feld gebrachte Idee zur Konfliktvermeidung oder -lösung - hilft hier maximal kleinräumig und kurzfistig. Die meisten Konflikte nämlich sind nicht geeignet, dass sie in einen vermeintlich besseren Ursprungszustand zurückzuführen wären. Es geht nicht um Elastizität, wie sehr man in der Lage ist, Druck aus- bzw. dem standzuhalten. Es geht darum, wie man einen neuen Zustand gestaltet. Denn der Konflikt ist in der Regel an einem alten oder bestehenden Zustand ohne Zukunftsaussicht entstanden.

Konflikt also bedeutet Veränderung. Und die ist für die Meisten eine ungemütliche Angelegenheit. Wollen wir weniger Konflikte oder den besseren, konstruktiveren und lösungsorientierten Umgang damit, dann müssen wir bereit sein, mit allen Konfliktparteien an Veränderung zu arbeiten. Das braucht eine Verständigung vernünftiger Menschen, die das Große-Ganze sehen können.

Ein hehres Anliegen. Man kann ja mal damit anfangen.

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