Kompetenz
Der Begriff Kompetenz hat in seiner Bedeutung einige Windungen durchgemacht. Es steckt Wettstreit darin, das gemeinsame Streben hin zu etwas, war ein Rechtsterminus und einer, der einen Lebensunterhalt definierte. Heute meinen wir damit meist eine ganz konkrete Fähigkeit, die man hat oder zugesprochen bekommt.
Das könnte nun eine feine Sache sein, würde der Wettbewerbsgedanke nicht nur immer wieder dominant an die Oberfläche kommen.
Dann nämlich wird Kompetenz nicht aufgefasst als die persönliche Fähigkeit, das eigene Können, sondern als etwas, das man besser oder schlechter kann als jemand Anderes. Und damit wird die Kompetenz relativiert.
In der Folge wird Kompetenz dann nur denjenigen zugeschrieben, die messbar und demonstrierbar etwas vorzuweisen haben. Eine Leistung, die ausgezeichnet, benotet, bewertet werden kann. Dazu sind Zahlen, Urkunden, Medaillen und andere äußere Zeichen entwickelt worden, die klar machen, wo jemand steht.
Problem ist: erstens wird damit ein Status festgehalten, keine Perspektive aufgezeigt. Und zweitens ist diese Dokumentation jeweils nur ein Bruchteil dessen, was einen Menschen und seine Möglichkeiten ausmacht.
Doch man sortiert gerne ein in Kategorien. Und die Bemessung nach Kompetenzen hilft dabei. Und schwupps - schon steckt man drin in der Beurteilung von gut oder schlecht in der ein oder anderen Fähigkeit.
Das könnte man ja auf den ersten Blick noch als hilfreich auffassen. Doch wird es fragwürdig, wenn diese Kompetenz-Zuschreibung mit Schubladen-Denken einhergeht und wenn damit der Weg verbaut wird, andere Möglichkeiten zu entwickeln, sich neu auszurichten, etwas ganz Anderes zu versuchen, das vielleicht noch gar keine Kompetenz-Beschreibung kennt.
Wie also wäre es, nicht nur Sportskanonen, Rechen-Genies oder Star-Geigerinnen zu bewundern, sondern Menschen mit Beobachtungsgabe, Geistes-Größe, Experimentierfreude, Zuhörbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit und anderen Eigenschaften, die das Potential haben, unsere Welt zu einem lebenswerten Ort zu machen. Und diesen Planeten als solchen zu bewahren.
Kompetenz also nicht als Leistungsschau zu verstehen, sondern als das Vermögen eines Jeden, zum gemeinsamen Gelingen beizutragen, das wäre doch eine ganz neue Chance, sich auf ein zukunftsgewandtes Miteinander zu verständigen.
Wenn wir uns umschauen, dann können wir alle etwas beitragen zu einer bewohnbaren Welt. Im Kleinen bis hin zum großen Ganzen. Und das kann dann auch Jede und Jeden stolz machen, weil ohne diesen Beitrag etwas Wichtiges fehlen würde.
Gut, dass es so viele Kompetenzen im Leben gibt!