Begeisterung

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Frenetischer Jubel, Siegestaumel, Feststimmung – das muss Begeisterung sein. Laut, auffällig, mitreißend. Der Zustand erfasst Viele, eine Menge. Es wird gefeiert, getobt, man fällt sich in die Arme, hebt die Gläser oder gleich die Flaschen und weiß vor lauter Ekstase kaum wohin.

So stellen wir uns das vor. Begeisterung macht sich deutlich bemerkbar, findet draußen statt, ist öffentlichkeitswirksam. Und sie ist das ultimative Ziel unserer Handlungen. Am Ende will man begeistert sein. Vom Ergebnis der Arbeit, vom Ergebnis des harten Trainings, selbst von der Urlaubszeit. 

Wie kommt es, dass dieses Wort mit einer so hohen Erwartung einhergeht? Und oft so auffällig herausposaunt werden muss? Dabei steckt in dem Wort doch eher etwas, das erst mal unauffällig erscheint: Geist.

Wir kennen den Geist des Weines, die geistige Umnachtung, den Poltergeist; und es fallen einem noch manch andere Formen dieses Wesens ein. Doch eigentlich steckt der in uns allen. 

In einer jeweils ganz eigenen Form, mit eigenem Ausdruck, spezieller Charakteristik und ganz besonderen Fähigkeiten. Der Geist formt, und wir können den Geist immer weiter formen.

Doch selten passiert dies laut, mit einem spektakulären Ereignis und in großen Menschenmengen. Der Geist ist ein eher stiller Geselle. Er will gepflegt werden, braucht (geistige) Nahrung, Anregungen, Experimente und viel Ruhe. Das geht mit Arbeit einher, denn nichts von alledem fliegt dem Geist zu. 

Die Arbeit daran, den Geist zu umsorgen und wachsen zu lassen, das ist das, was Be-Geisterung im Kern ausmacht. 

Wer schon mal versucht hat, eine Idee zu entwickeln, etwas zu kreieren, eine Überzeugungsleistung zu erbringen und wer dann auf ein Gegenüber getroffen ist, das sich dafür interessiert und daraus wiederum Anregungen zieht für eine nächste Idee, der kann sich begeistern und eben andere begeistern. Denn derjenige hat erlebt, dass das, was im Geist entstanden ist, eine Wirkung auf andere haben kann, die damit weiterkommen, denen diese Begeisterung etwas gibt. Die im Übrigen auf einen selber zurückwirkt.

Begeisterung nämlich ist ein Hin- und Herwogen von Geistes-Blitzen. Etwas, das Energie erzeugt, ein Gefühl von Lebendigkeit, die mehr ist als nur Existieren. 

Wir brauchen mehr Begeisterung! Die Freude daran, im eigenen Kopf etwas zu formen, mit dem man etwas Neues bewegen kann. Mit dem man Menschen erreicht, ansteckt und so be-geistert.

Wir brauchen mehr Bereitschaft, den Kopf zu bewegen, um diese Begeisterung selber zu spüren und mit anderen zu teilen. 

Das kann ein ganz stiller Vorgang sein, verborgen, fast schon geheim.

Aber nicht weniger bedeutsam als das, was uns täglich als bedeutsam verkauft wird. Es sind so oft diese unauffälligen Momente, die uns weiterbringen. Und die uns im Tiefsten begeistern können. Aber wir müssen dranbleiben. Denn der Geist verflüchtigt sich sonst. 

Und das wäre das Ende der Begeisterung. Die immer auch einen Weckruf braucht.

Sorgen wir uns also gut um diese Eigenart unseres Menschseins. Dann gibt es viel Grund zu jubeln.

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