Interesse
„Ist ja interessant!“ Kommt dieser Ausruf kann man zuweilen davon ausgehen, dass dies auch schon das Ende der Diskussion ist.
Doch, doch. Schon wichtig, durchaus ein Thema, müsste man sich mal drum kümmern. Aber gerade hat man was Anderes zu tun. Und Tschüss.
War‘s das also schon?
Wecken wir doch mal Interesse. Und weil das ja so oft Erhellendes beiträgt, graben wir dazu nach der lateinischen Bedeutungswurzel zu diesem Begriff. Da erfährt man, dass Interesse abstammt von „interessere“, und das bedeutet in der Übersetzung: dabei oder dazwischen sein, teilnehmen.
Also nicht beiseite schieben oder vertagen.
Jemand, der ein Interesse hat, sich für Andere oder etwas interessiert, ist demnach jemand, der an dieser Person, ihren Belangen oder eben an einem Thema teilnimmt. Damit wiederum ist man mittendrin, nicht nur am Rande dabei.
Die Fragen und Herausforderungen, die in der Welt sind, die bräuchten gerade eine Menge interessierter Personen. Menschen, die teilnehmen an der Lösungsfindung, die sich um all das kümmern, was da ist und auf uns zukommt. Die also nicht nur all die Meldungen zu „interessanten“ Themen konsumieren und halbgar in aufgeregter Manier aufkochen, sondern die nachlesen, ihre Umwelt erforschen, ihr Verhalten reflektieren, sich austauschen, ideenreich sind und tatkräftig loslegen.
Doch verbreitet scheint es schon zu reichen, sich einfach nur interessiert zu geben. Das kommt dann daher wie ein Qualitätsversprechen aus der Werbung, das nur so lange hält, bis was Anderes, Interessanteres um die Ecke kommt und lauter um die magere Aufmerksamkeit buhlt.
Was würde denn in Zeiten knapper Ressourcen, einer Unmenge an schwierigen Themen oder einer zuweilen auch spürbaren Müdigkeit dafür sprechen, sich den Menschen und Dingen des Lebens wieder mit echtem tiefen Interesse zuzuwenden?
Wenn wir die Silbe „inter“ heranziehen, dann könnte die auch einen Hinweis darauf geben, dass Interesse gegenseitig ist. Sprich: Da, wo man Interesse gibt, kommt umgekehrt auch Interesse zurück. Ist doch nicht so schlecht. Wer freut sich nicht, wenn sich ein Mensch für einen interessiert?!
Ein zweites Argument könnte sein, dass man durch die tiefere Befassung mit einem Thema Wissen, Kenntnisse, Fähigkeiten gewinnt, die einen in der Regel nicht dümmer, sondern sogar schlauer machen. Auch kein Nachteil, sollte man meinen.
Und ein dritter Punkt wäre, dass sich über das Interesse an Inhalten und der gründlichen Erforschung dieser eine solide Grundlage aufbauen lässt, auf der man Entscheidungen treffen kann, die nicht nur für einen selber, sondern vielleicht auch für andere wertvoll sind.
Wenn 3 Nüsse für Aschenbrödel gereicht haben, um zum Ziel zu kommen, dann dürften diese 3 Argumente vielleicht Grund genug sein, sich mal wieder wirklich für wesentliche Themen zu interessieren.
Das Ziel muss ja nicht unbedingt Nobelpreis-verdächtig sein. Aber vielleicht doch dies: der Menschheit und der Welt mehr Achtung entgegenzubringen, aus der heraus sich das Leben gestalten lässt. Auch für die, die bislang nicht im Fokus des Interesses standen.