Bedenken

Was fällt einem hierzulande bei diesem Begriff ganz schnell ein: Bedenkenträger. Schlimme Gesellen, die alles zunichte machen: Neue Ideen werden schon als zartes Pflänzchen vernichtet, Innovationen werden kaputtgeredet, Initiativen wird gleich zu Anfang ein Bein gestellt. 
Solche Leute, die ohne Vision, ohne Spontanität und ohne Leidenschaft sind, die verortet man in Ämtern, grauen Stuben und am Bleistiftspitzer.

Mit denen will man eher nix zu tun haben. Da sind diejenigen mit der Trendbrille und dem forschen Auftritt schon spannender.

Nun soll hier doch mal eine Lanze gebrochen werden. Nicht unbedingt für die Bedenkenträger, die von ihrer Last zu Boden gedrückt werden, aber doch für die Bedenkenhaber. Denn Bedenken zu haben, sich also über etwas Gedanken zu machen, kann doch kaum ein Fehler sein, oder?

Gedanken als solche haben es mittlerweile recht schwer. Denken dauert. Denken erfordert ständige Zufuhr von Denkstoff. Der muss verarbeitet, überprüft, neu gedacht, verworfen, geändert und anders oder weiter gedacht werden. Das alles ist ein ziemlich mühsames Unterfangen. Als hätte man nicht schon genug um die Ohren.

Doch vielleicht kann man es anders anstellen? Was wäre, wenn wir Bedenken mal ein neues Image verpassen würden? Den Versuch wäre es wert. Mal sehen.

Was alles entsteht durch Denken: Erkenntnisse, Verständnis, Ideen, Fantasie, Spiele, Texte, Kreation, Diplomatie, Lösungen, Fragen und darauf auch Antworten. Und so Vieles mehr. Denken ist der Kraftstoff des Menschen, der mehr voranbringt als alle anderen Energieträger der Welt.
Das Hirn feuert ständig und regt uns an, Gedanken zu fassen. Manchmal stellt sich im Verlauf des Denkens heraus, dass es noch nicht reicht, den Gedanken bereits in die Freiheit zu entsenden, man muss gegebenenfalls noch ein weiteres Mal darüber nachdenken. Weil man feststellt, dass etwas nicht vollständig durchdacht war. Hier kommt das Bedenken auf den Plan.

Bedenken müssen dabei gar nicht Andere haben, die, die möglichweise eben nur etwas blockieren wollen. Bedenken kann man auch selber entwickeln. Weil man noch nicht zufrieden, noch nicht einverstanden ist oder weil ein besserer Gedanke aufkommt, der mehr ermöglicht.

Konstruktives, nach vorne gewandtes Bedenken kann also durchaus helfen, solange es nicht aus einem unkreativen, beschränkten und missgünstigen Hirn kommt. 
Geben wir doch den Bedenkenträgern eine Chance. Dann tragen sie womöglich etwas Entscheidendes zur Idee bei.

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