Inspiration

Heute muss ja jeder inspiriert sein. Merklich, laut und mit großem Wumms. Und man sollte in einem Moment der Inspiration auch ganz besonders brillieren, damit jeder sieht, dass was passiert. Wie bei einem Zaubertrick.

Dabei kommt der Ursprung des Wortes – klar, wieder aus dem Lateinischen – ganz still daher. Es meint nämlich „einhauchen“.

Das wiederum hat ja fast schon etwas Mystisches. Und passt damit nun so gar nicht in eine Zeit, in der die Dinge rational zu fassen sind, Beweise eine Rolle spielen, alles auf Herz und Nieren überprüft wird.

Auf der anderen Seite kommt Inspiration auch nicht unbedingt über einen, wenn man sie gerade braucht oder wo man sie vermutet. Zum Beispiel unter der Dusche. Oder beim Ritt übers Feld. Oder während man auf einem ganz bestimmten Bleistift herumkaut.

Insofern ist Inspiration schwer zu definieren, schwer zu packen. Passiert die? Kann man die herausfordern? Braucht man die überhaupt? Oder kann die weg?

Gleich mal zur letzten Frage: Auf keinen Fall! Ganz im Gegenteil. Wir brauchen mehr davon!

Wovon genau, das können wir hier ja mal erforschen.

Wenn Inspiration eben nicht den großen Kick, den genialen Einfall, die zauberhafte Lösung meint, sondern etwas, das sich leicht und langsam in einem ausbreitet, dann haben wir es mit einem Phänomen zu tun, das Zeit braucht. 

Bis aus einer Inspiration eine Idee erwächst, erst recht bis erkennbar wird, wie aus der Idee etwas Konkretes, etwas Machbares wird, vergeht Zeit. Manchmal sehr viel.

Ein „Heureka“ kommt eben nicht aus dem Nichts und von ungefähr, sondern stupst an, erzeugt eine erst langsame, immer deutlicher werdende Kettenreaktion, die dann zu einem entscheidenden Gedanken führt.

Dieser Ablauf muss nicht in einem Furioso enden, muss nicht die Welt auf den Kopf stellen, muss erst recht nicht eine Einhorn-Entwicklung sein. Sehr oft macht die Inspiration einfach nur etwas auf, was vorher verschlossen war. Zeigt einen Weg, den man zuvor nicht sehen konnte. Oder ermöglicht das Verstehen eines Zusammenhangs, wo man vorher nur lose Fäden sah.

Zuweilen bedeutet die Begegnung mit anderen Menschen eine Inspiration. Einfach nur deswegen, weil man sich auf sie eingelassen hat, weil sie die Welt anders sehen, weil sie eine Aussage treffen, die etwas verständlich macht, weil sie auf etwas verweisen, was man zuvor nicht bemerken konnte.

Die Inspiration hat viele Quellen, die uns etwas einhauchen können. Wenn wir uns die Zeit nehmen, auch aus den vermeintlich banalen Dingen etwas zu ziehen, das uns die Augen öffnet, dann können auch ein paar Zeilen oder die Krickelei auf einem Block Inspiration sein.

Einfach mal inspirieren lassen – besser als manch ein Kick der Unterhaltungsindustrie. 

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