Impuls

Dringend gesucht: Impulse, die uns weiterbringen, ein Anstoß, der uns die Energie gibt, mit der wir den Fragwürdigkeiten dieser Welt trotzen können und die uns damit dem Trübsinn entreißt.

Gleichzeitig wird gewarnt: vor zu impulsivem Verhalten, also vor unbedachten spontanen Aktionen, von denen man nicht weiß, wo die hinführen. Schon wieder so eine schwierige Angelegenheit. Und eine Kulturfrage.

Während man Menschen in mediterranen Ländern Impulsivität zugesteht, damit ein urlaubsgerechtes folkloristisches Gesamtbild assoziiert, will man es in Deutschland dann doch nicht so gerne impulsiv. Hier ist das dann zu laut, zu aufdringlich, zu unkontrolliert. Hat man nicht so gerne.

Doch vielleicht sollten wir uns in einer Welt voller Bewegung und voller neuer Eindrücke - spannender wie erdrückender Art - auf Impulse einlassen und ein Talent entwickeln, es mal etwas leichter angehen zu lassen.

Da kommt ein Anstoß von außen, etwas Unerwartetes, ein Unbekanntes, so nie Gesehenes. Und anstatt auf Abwehr zu schalten, könnten wir ja mal testen, wie es wäre, uns anstoßen zu lassen. Entsteht dann eine Schwingung, eine neue Richtung, die wir einschlagen wollen, eine Idee, die wir vorher nicht hatten oder etwas ganz Anderes, das uns weiterbringt?

Klar. Es kann auch ganz anders kommen: 

Ein Anstoß kann zu heftig sein, kann jemanden umhauen, zu Fall bringen oder in seiner Seelenruhe erschüttern. Die Sache ist nicht ohne Risiko.

Doch sehen wir es doch mal etwas wagemutiger. Dann könnte sich die Chance eröffnen, etwas kennenzulernen, was das Leben schöner macht. Wie ist das z.B. bei einer Einladung, die man unvermittelt erhält, bei Musik, die plötzlich erklingt oder einem Bild, vor dem man atemlos stehen bleibt. Ganz zu schweigen vom Moment des Verliebens, der einen vom Sockel haut. Selten ohne Risiko. Aber trotzdem schön.

Mit dem Impuls ist das also so eine Sache. Denn ein Impuls bedeutet immer eine Veränderung, und die bleibt in der Regel nicht ohne Konsequenz. Damit kommen wir wahrscheinlich auch zu dem Grund für die häufige Abneigung gegen einen Impuls: der stört das normale Leben, irritiert die gewohnten Abläufe, fordert heraus und macht summa summarum Mühe. Und wer will sich heutzutage schon mühen? Über das hinaus, was man im Alltag doch ohnehin schon zu bewältigen hat? Macht doch keinen Spaß.

Das kann man so ernüchtert sehen. Oder man kommt zu der Einsicht, dass das Leben doch viel reicher ist, wenn man nicht ständig auf der Flucht ist vor Anstößen, die etwas ruckelig sind, sondern die Impulse sogar sucht. 

Nur, wer Lust darauf hat, den Puls des Lebens fühlen zu wollen, wird diesen auch spüren. Das ist wohlgemerkt nicht das Pochen und Pockern und Lärmen, das uns tagtäglich umgibt. Ein Impuls braucht kein Dröhnen und kein Blinken, der kommt oft eher still und überraschend um die Ecke oder wird Tage später erkennbar, wenn das eigentliche Erlebnis schon lange vorbei ist.

Man kann es ja mal ausprobieren: Wendet man sich seinem Leben, den Menschen, der Welt, in der man sich aufhält, etwas aufmerksamer zu, dann lassen sich zweifelsohne Impulse spüren. Und die geben einem nicht nur selber Energie, sondern versetzen einen sogar in die Lage, Energie zu verteilen. Eine echte Energiewende also.

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