Autorität
Man braucht nicht lange zu suchen, um festzustellen, dass in Autorität ein eigenes Wort steckt: Autor. Das kann kein Zufall sein. Offenbar hat Autorenschaft viel damit zu tun, was Autorität ausmacht. Nähern wir uns dem Zusammenhang.
Ein Autor, eine Autorin bringt Gedanken zu Papier (oder in den virtuellen Raum, wenn man das papierlose Büro beherrscht). Eine solche Person denkt, dichtet, erfindet, zeichnet, formuliert usw. Und bringt all das dann in eine les- und betrachtbare Form. Signatur drauf oder drunter - schon ist das Autorenwerk fertig.
Autor:innen haben in der Welt, in der man heute nicht(s) mehr ist, wenn man sich nicht öffentlichkeitswirksam äußert, einen besonderen Ruf. In der Regel rechnet man ihnen irgendwas zwischen Intelligenz, Scharfsinn, Kreativität, Exzellenz, Verführungskünsten, rhetorischen Fertigkeiten und noch so Einiges mehr zu. Jemand, die oder der etwas veröffentlicht, hat wohl etwas zu sagen und ein Anrecht darauf, gehört zu werden. Autorenschaft ist schon was Besonderes.
Nun zur Autorität. Wenn man die mit dem vorherigen Passus in Verbindung bringt, dann hat die wohl ein Mensch, der etwas zu sagen hat. Und entsprechend ist es wohl ratsam, dieser Person zuzuhören. Nicht nur das - den Worten sollte man am besten auch Folge leisten.
Denn eine Autorität ist nach verbreiteter Vorstellung nur dann eine, wenn man keine Fragen, vor allem diese nicht in Frage stellt. Augen zu und machen.
Aber obacht: Mit dieser Auffassung hat eine Autorität noch lange keine Autorität. Erstere kann man qua Titel, qua Funktion, Posten, Umfeld etc. bekommen und/oder einnehmen. Zweitere bekommt man verliehen, sie wird einem zugesprochen. Nicht, weil das gefordert oder erwartet würde, sondern weil die entsprechende Person über ganz spezifische Merkmale verfügt, die man in der Regel nicht vergeben kann.
Menschen, die ohne Brimborium als Autorität anerkannt werden, haben nämlich vor allem eins: Charisma. Und das wiederum speist sich aus innerer Haltung, aus identifizierbarem Format, aus Lebensleistung, aus Empathie und einer Lebens- und Menschenfreude.
Man kann versuchen, sich davon möglichst viel zu erarbeiten. Aber das Meiste ist einfach mal Glückssache. Im Ergebnis muss man feststellen: Auorität hat man. Oder eben nicht.
In einer Welt, in der sich alte Hierarchien und Institutionen auflösen - seien sie nun menschengemacht oder angeblich gottgegeben - kommt es darauf an, ob eine Person an den Schalthebeln der Macht diese auch wirksam machen und glaubwürdig vertreten kann. Das wiederum hängt davon ab, wieviel persönliche Autorität ihr zugeschrieben wird. Mangelt es daran, wird auch der Schalthebel brüchig, die Hebelwirkung klein.
Genausowenig, wie uns Autor:innen überzeugen, die sich nur in Formaten von Social Media Posts auslassen können, so wenig überzeugen uns Leute, die sich mächtig gerieren und nichts von Bedeutung hinterlassen. Keinen Eindruck, keinen Impuls, keine Inhalte, keine Wirkung. Summa summarum: Keine Autorität.
Die erkennt man, wenn sie da ist. Nicht an einer Visitenkarte oder einer Profilbeschreibung.