Aufbruch

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Nichts wie los – woanders hin! Auf in einen neuen Job! Voran in ein wildes Abenteuer! Das ist es, was man meist unter Aufbruch versteht. 

Doch was bedeutet denn der „Bruch“ in diesem Wort?

Wer wirklich aufbricht, tut das nicht in den Urlaub. Oder in ein gemachtes Nest. Ein Aufbruch im Wortsinn entspricht eher einer Zäsur. Eigentlich muss erst einmal etwas zerbrochen werden, bevor der nächste Schritt erfolgen kann.

Also ist ein Aufbruch zunächst eine brachiale Aktion.

Menschen, die aufgebrochen sind, kommen selten nach 2 Wochen braungebrannt und mit Urlaubssouvenirs wieder zurück und machen weiter, wovon sie Pause machen wollten. Stattdessen findet man diese Menschen in neuen Gegenden wieder – wenn überhaupt –, hört von ganz neuen Themen, mit denen sie sich beschäftigen und von neuen Umfeldern, in denen sie sich bewegen. 

Oft folgt diese Veränderung einer zuvor erlangten Einsicht, einer Idee, die einen plötzlich ansprang oder einer Erkenntnis, die langsam gereift ist und nun nach vorne drängt. 

Dass das nie einfach ist, das eben deutet der „Bruch“ in diesem sonst so forsch verwendeten Begriff an. Man muss mit liebgewonnenen Gewohnheiten brechen, aus der eigenen Komfortzone ausbrechen, und der lange aufgebaute Sicherheitsrahmen kann dabei wegbrechen.

Das klingt alles nicht gerade verheißungsvoll.

Warum also wird „Aufbruch“ immer so lässig-leicht verwendet? Fast so, als würde sich mal eben jemand fröhlich zum Shoppen auf den Weg machen und mit lauter schönen Sachen zurückkommen. Nur um damit dann weiter zu machen wie bisher.

Wahrscheinlich, weil die Vorstellung eben doch schreckt, dass ein echter Aufbruch zu etwas führen könnte, das man nicht kontrollieren kann; bei dem man aber auch nicht weiß, ob man damit an einem Punkt landet, an den man wollte. Und ob das Verfahren etwas bringt, das einem selber und anderen guttut. Das Ganze kann also durchaus etwas von einem „Himmelfahrtskommando“ haben. Und das klingt nur wahrlich nicht verlockend.

Was also wäre der wahre Grund, einen Aufbruch – der diese Bezeichnung auch verdient – zu wagen. Zum Beispiel könnte es der sein, dass das, was ist, nicht so ist, wie es sein sollte. Oder dass man schon lange eine Idee hat, die man verwirklichen will. Oder man weiß einfach, dass man mit den eigenen Fähigkeiten viel mehr erreichen kann, als das im ewig gleichen Alltag möglich ist. Und man ahnt, dass Manches in dieser Welt nur schöner wird, wenn es Menschen gibt, die sich auf den Verschönerungs-Weg machen.

Den einen Grund also gibt es nicht. Sondern stattdessen ganz schön viele. Und wenn wir uns alle dabei ermutigen könnten, mit dem je individuellen Wissen, dem Können, dem Wollen, dem Verständnis, mit der eigenen Persönlichkeit aus dem Status Quo ein kleines Stückchen auszubrechen, dann könnte das doch ein ziemlich spannendes Unterfangen werden. Etwas, das uns alle inspiriert. Denn dann entsteht mehr als das Glatte, das uns so verbreitet umgibt und so wenig bewegt.

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