Argument

Wer gut argumentiert, hat das Recht auf seiner oder ihrer Seite. Weil dem guten Argument meist nichts mehr entgegengesetzt werden kann. Doch ist es so einfach? Was ist ein gutes, was ein schlechtes, was gar kein Argument? Woran macht es sich fest? 

Zunächst ist vielleicht festzuhalten, dass das Argument, nennen wir es mal das sachliche, einen ziemlich schlechten Stand hat. Wie so Vieles, das gerade unter die Räder zu geraten droht, braucht nämlich auch das Argument Zeit. Im Gegensatz zur SMS - der short message (über welchen Kanal mit welcher Bezeichnung auch immer versendet) -, die möglichst wenig Zeichen haben, aber dafür viel Aufmerksamkeit bekommen soll, braucht das Argument ein Drehen und Wenden verschiedener Seiten eines Themas.

Es ist im akademischen Diskurs verbreitet (oder sollte es sein), es speist sich aus Kennntnis, Reflektion, Hinterfragen, Überzeugungskraft, Zweifel, Erkenntnis, Verwerfen, Konstruieren und allerhand kreativen Vorgehensweisen, deren Ziel es ist, eine logische, eine kausale Kette zu bilden.

Ein Argument beinhaltet in der Regel nicht einen Punkt, sondern stellt aus einer ganzen Reihe von Aspekten, die aus unterschiedlichen Feldern beigetragen werden, ein Gerüst zusammen, das im besten Fall so stabil ist, dass es nicht beim leisesten Hauch einer kritischen Frage in sich zusammenfällt.

Das bedeutet: Argumentieren können die besonders gut, die nicht nur auf einem Gebiet ganz besonders bewandert sind, sondern die ihr Wissen in einen Kontext stellen und Zusammenhänge deutlich machen können.

Sonst kommt zwischen zwei (Schein-)Argumenten bestenfalls ein Ping-Pong-Spiel zustande, das selten schlüssige Ergebnisse bringt.

Anders und noch schlechter sind Argumente, die jegliche inhaltliche Substanz vermissen lassen, aber autoritär daherkommen. Die in aggressiver, mächtig aufgeplusterter oder eiskalter Weise meist von Männern gebracht werden. Die Taktik heißt hier nicht, überzeugen zu wollen, sondern das Gegenüber an die Wand und ruhig zu stellen. Hier gilt nicht der zu Wort gebrachte Gedanke, sondern hier wird ein Machtspiel ausgetragen, das zuweilen in ein akademisches Mäntelchen gekleidet wird.

Kaum weniger übel ist es, wenn Argumente gar nicht erst gehört bzw. wenn sie ignoriert werden und jemand sie einfach abprallen lässt.

Ganz schön schade, wenn so ein schönes Instrument, das der menschlichen Spezies zur Verfügung steht, derart mies gehandhabt wird.

Hier also ein Plädoyer für das gute Argument.

Um es zu finden, muss man suchen. In Büchern, in der Welt, im Austausch mit anderen Menschen, in musischen Umfeldern, in Entwicklungen aller Art. Dabei muss man sich vor einem hüten: zu hoffen, man könne die eine Lösung, das eine richtige Argument finden.

Auf was man sich freuen kann, ist ein Blumenstrauß voller Inspirationen, Neubewertungen und Unbekanntem, das zu immer weiteren Hinweisen oder Gründen für dieses oder jenes führt. 

Bringt man all dies zusammen, hat man eine Menge Argumente, die sich mit anderen bereichernd austauschen lassen.  Und die zu immer wieder neuen Einsichten und Ansichten führen, die dabei helfen, mit der Buntheit der Welt entsprechend weltoffen umgehen zu können.

Insofern ist das gute Argument eines, das das noch bessere Argument zulässt. Und das dazu beiträgt, uns der Welt nicht zu verschließen, sondern ihr mit Neugierde immer wieder kreativ entgegenzugehen. 

Zurück
Zurück

Wert

Weiter
Weiter

Zweifel