Anerkennung

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Dieses Wort ermöglicht nur positive Assoziationen. Egal ob man Anerkennung bekommt oder sie erweist – es entsteht etwas Gutes: Motivation, neue Energie, Bestätigung, Freude, sozialer Zusammenhalt. Möglicherweise vermittelt dieses Wort in der deutschen Sprache sogar mehr Tiefe als der Begriff Respekt, der allerorten eingefordert wird.

Denn dieser Begriff sagt aus, dass man etwas kennen, etwas verstanden haben, etwas identifizieren muss. Es braucht Erkenntnis, um einem Gegenüber Anerkennung geben zu können.

Ob es eine spontane Hilfsaktion war, eine besondere Leistung, ein überraschendes Ergebnis, etwas neu Erlerntes – jemand stellt fest, dass da eine Andere oder ein Anderer etwas vollbracht hat. Und wenn man daraufhin ein Lob ausspricht, ein Kompliment macht, Respekt zollt oder vor Überraschung den Atem anhält, dann ist das ein Geschenk für diese verdienstvollen Anderen. 

Anstatt sich damit schwerzutun, dass es so viele „shitstorms“ gibt, so viel gepöbelt wird, die kleine Geste verloren gegangen ist, Antworten ausbleiben oder es überhaupt an wertschätzender Kommunikation mangelt, kann man ja mal darauf achten, wo die kleinen Überraschungen lauern.

Und wenn denn wirklich nichts kommt oder zurückkommt, dann freut man sich am besten darüber, wenn man selber eine Idee hat, was andere erfreuen könnte. Ob es das Lächeln ist, das man in der Bahn einem anderen schenkt, ein Klatschen, mit dem man eine Künstlerin ehrt, eine Urkunde für eine faire Aktion oder ein Schreiben, mit dem man zum Ausdruck bringt, was einem ein Mensch bedeutet.

Anerkennung wird größer, wenn es ein Hin und Her gibt, ein Nehmen und Geben. Wenn sich alle gegenseitig bestätigen, dass da etwas ist, wofür sie gebraucht werden, was man bewundert oder was die Welt einfach ein bisschen heller macht. 

Allerdings: Die Balance entsteht nicht über ein Aufwiegen. So viel Anerkennung von hier bedeutet die Erwartung, genauso viel Anerkennung von dort zu erhalten. Eine solche Rechnung geht nicht auf. 

Es könnte zwar einfach sein, ist es aber nicht (um mal einer deutschen Hip-Hop-Band Anerkennung zu zollen). Vielen fällt es schwer, einfach mal so zwischendurch ein zugewandtes Wort zu äußern oder etwas von Herzen zu loben oder Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. 

Oft, weil sie noch nicht einmal erkennen können, dass da etwas ist, was Anerkennung verdient. Oder nicht verstehen, dass Anerkennung guttut. Oder einfach nur, weil zu viel zu tun ist.

Aber daraus zu schließen, dass man sich dann eben auch besser mal zurückhält mit dem Ausdruck kleiner oder auch höchster Anerkennung, das wäre nun die falsche Erkenntnis.

Die Welt braucht mehr Aufmerksamkeit für das, was Andere gut machen, was uns weiterbringt, was an irgendeiner Stelle hilft, was das Leben etwas bunter gestaltet. 

Für die menschliche Geste – im Alltag wie am Sonntag.

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