Zweck
Ein scheinbar unscheinbares Wort. Eines, das man schnell mal übersieht, wenn es irgendwo auftaucht. Eines, das man vermutlich nicht vermissen würde, wenn es weg wäre. Wer denkt schon mal über „Zweck“ nach? Im Gegensatz zu Liebe oder Haus oder Arbeit usw.
Einer der ersten Sätze, der einem zu dem Begriff in den Sinn kommt: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Mal kurz überlegen. Da wird der Zweck als ein Ziel aufgefasst, das - wie und womit auch immer - unbedingt zu erreichen ist. Sogar Heiligkeit wird bemüht.
Das Rennen muss gewonnen werden – dann mal ordentlich dopen. Der Spitzenjob wird frei – immer schön in Position bringen und nach vorne drängen. Die Frist muss eingehalten werden – dann mal sputen; Präzision oder Vollständigkeit: kommt nicht so drauf an.
Das alles klingt nicht danach, als würde auf diese Weise etwas erreicht werden können, das a) den Zweck wirklich – also inhaltlich und angemessen – erfüllt und b) gestaltend Möglichkeiten eröffnen könnte. Der Zweck wird vorgeschoben, um alles andere dahinter zurückstehen zu lassen. Das kann vielleicht kurzfristig so etwas wie Erfolg verheißen, doch dann ….
Auf lange Sicht wird ein solches Procedere nicht gelingen. Der so verstandene Zweck wird nur auf Sicht und gänzlich ohne Strategie angestrebt. Vieles, was wir heute so um uns herum beobachten, erfolgt nach diesem Schema. Es beschleicht einen allerdings der Eindruck, dass wir damit irgendwie falsch liegen. Die Ergebnisse unseres Handelns, unseres Mitteleinsatzes scheinen nicht den Zweck zu erfüllen, der für uns vorteilhaft wäre.
Wie wäre es also, den Zweck mal anders zu definieren bzw. ihm eine neue Perspektive zu geben. Dann wäre er nicht gleichzusetzen mit einer Heftzwecke, die mal gerade eben so etwas hält, sondern mit etwas, das dem Sinn näher kommt.
Das erfordert natürlich Nachdenken. Was ist der Sinn? Von was? In welchem Zeithorizont? Und für wen?
Nächste Übung: Ist dieser Sinn ein Zweck, also nützlich? In welchem Zusammenhang?
Und schließlich: Welche Mittel und Maßnahmen braucht es, um an dieses Ziel zu kommen? Nicht nur unter dem Aspekt der aktuellen Nützlichkeit, sondern mindestens ebenso sehr vor dem Hintergrund von Zukunftsfähigkeit?
Nicht also der Zweck heiligt die Mittel, sondern die Mittel richten sich nach dem Sinn, der mit einem Zweck in enger Beziehung steht.
Ganz schön vertrackt. Das kommt dabei raus, wenn man sich mit einem scheinbar harmlosen Begriff auseinandersetzt. Schon hängt man mittendrin. Macht das Sinn?