Schönheit

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Angeblich liegt Schönheit ja im Auge des Betrachters. Und über sie kann man - laut verbreiteter Ansicht - nicht streiten. Ist ja klar. Wäre auch nicht schön.

Doch abgesehen davon, dass man Streit lieber vermeidet, könnte Schönheit durchaus ein wenig mehr Entschiedenheit bekommen.

Was also ist schön. Und was nicht. Versuchen wir eine Annäherung.

Schönheit wird meist mit einem äußeren Erscheinungsbild verbunden. Ein schönes Gesicht, ein schönes Haus, ein schöner Wald, schöne Geschenke.

Man bewundert dann das Antlitz, die Fassade, die bunten Blätter oder die Verpackung. Das, was man eben sieht.

Doch macht diese äußere Hülle, das, was sich einem darbietet, das Wesen der Schönheit aus? Oder gibt es sie, die gerne beschworene „innere“ Schönheit. Oder wie es die Werbung einmal ausdrückte, die wahre Schönheit, die von innen kommt? 

Heute hat man verbreitet den Eindruck, dass wir es mit der Ware Schönheit zu tun haben. Schnell herstellbar, konsumierbar, bewertbar.

Merkwürdigerweise klingt das, was doch schön sein soll, derart ausgedrückt gar nicht mehr schön.

Wo also finden wir Schönheit? Eine, die bleibt, die sich nicht nur mal eben bemerkbar macht, sondern die man sich merken kann und die etwas hinterlässt?

Heute noch bewundern wir Dinge aus der Vergangenheit, obwohl sie den derzeitigen Vorstellungen von Schönheit zuweilen gar nicht mehr entsprechen. Doch ihre Kraft überzeugt. 

Ob es ein in der Form so schlichter Bau ist wie eine Pyramide, die tausende Jahre später noch Zeichen gibt von machtvollen Dynastien; ob es die Sixtinische Decke von Michelangelo ist, die er zunächst unwillig und dann unter größten physischen wie psychischen Kraftanstrengungen erschaffen hat; ob es das erste Bild der verletzlichen Erde ist, die als „blue marble“ aus 45.000 km Entfernung aus dem Weltall fotografiert wurde.

Alles bleibende Momente, die unser kulturelles Sein mitbestimmen.

Warum sind wir noch heute beeindruckt von diesen Werken und Bildern? Weil sie Erhabenheit ausstrahlen, einen Eindruck hinterlassen, der zeitlos wirksam ist; weil in ihnen eine Bedeutung liegt, die auch etwas Geheimnisvolles, etwas nicht Eindeutiges hat. 

Schönheit ist eben nicht einfach nur vordergründig, es gibt etwas dahinter. Eine Geschichte, Erfahrungen, menschliche Kreativität, die etwas schaffen und vermitteln kann, was sich der Normalität und dem einfachen Zugriff entzieht. 

Irgendwie anstrengend möchte man da meinen. 

Tatsächlich. Alles, was sich nicht direkt zeigt, was – nach den neuesten Kriterien von Schönheit – nicht „instagrammable“ ist, das erfordert ein bisschen Mühe. Mühe, sich mit dem zu befassen, was hinter der Fassade, hinter dem schönen Schein liegt. Das dauert, das ist nicht mal eben schnell erledigt. Und auch nicht schnell gepostet. 

Nehmen wir uns die Zeit und machen wir uns die Mühe, Schönheit zu suchen, das Schöne zu feiern und uns mit dem Schönen zu befassen. Dabei kann nur was Schönes entstehen.

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