Quietsche-Ente

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Ob ein Gummitier einen Eintrag in diesem Blog bekommen sollte, sei dahingestellt. Aber nun ist es eben so, da müssen wir durch.

Führende Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland haben sich dieser Figur angenommen und sie zum prägenden Element ihres Oeuvres gemacht: Loriots legendäre Badewannenszene zwischen Herrn Müller-Lüdenscheid und Herrn Dr. Klöbner ist ohne eine Gummiente nicht denkbar. Und Ernie aus Jim Hensons Sesamstraße hätte ohne sein Quietsche-Entchen einen wichtigen Wegbegleiter weniger.

Diese eigenartige Schöpfung der Kunststoff-Industrie hat also eine große Karriere gemacht. In kaum einem Badezimmer darf sie fehlen, viele Kinder plantschen bei ihrem ersten Schwimmgang im Bade-Bottich mit einer Ente herum und setzen dabei gerne alles unter Wasser.

Dass es die Quietsche-Ente allerdings auch ins Erwachsenenleben geschafft hat, ist schon ein bemerkenswertes Phänomen. Was macht dieses harmlose, man möchte fast sagen bedeutungslose und auf jeden Fall nutzlose Geschöpf so attraktiv? Warum befassen sich Designerinnen, Produzenten und eine ganze Industrie damit, immer wieder neue Versionen dieser Figur zu ersinnen und auf einen scheinbar aufnahmebereiten Markt zu bringen?

Sicherlich hat es mit einem gewissen Niedlichkeitsfaktor zu tun. So ein Entchen bringt auf einfachste Art Menschen zum Lächeln, niemand hinterfragt es, es ist – mehr noch als der Gartenzwerg – ein verbindendes Element, auf das sich jeder einlassen kann. Es erzeugt eine gewisse Fürsorge – klein, ein bisschen verschmitzt und schützenswert –, und kaum jemand findet Argumente, die gegen dieses fiepsende Etwas sprechen.

Denkmäler aller Art können gestürzt werden. Über Symbole kann man sich streiten. Ein Quietsche-Entchen ist unantastbar. Es hat einen völlig neutralen Charakter; wenn es Ohren hätte, dann für jeden; es macht niemandem schlechte Laune. Und es kann schwimmen.

Als wären das nicht schon genügend Argumente, so könnte man noch ergänzen: Ein Quietsche-Entchen erdet. Auch, wenn es ein Schwimmtier ist. Es entzieht jeder Aufregung den Boden, macht mit seinem Entenblick jeden locker und wenn man draufdrückt kommt keine Beschwerde, sondern eben einfach nur ein leises „Quietsch-Quietsch“.

So kann man diesen Blog also eigentlich nur schließen mit einem Refrain aus Ernies Ode an seinen Begleiter:

„Quietsche-Entchen, so ein Spaß,
wenn ich drücke, sagst du was.
Quietsche-Entchen, 
der beste Freund den’s gibt.“

Und um noch einen draufzusetzen, müssen wir also Herrn Müller-Lüdenscheid entschieden widersprechen: Die Ente bleibt NICHT draußen!

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