Klugheit

Man mag manchmal den Eindruck bekommen, diese Eigenschaft sei der Menschheit abhanden gekommen. Vieles, was um uns herum geschieht, was Menschen veranlassen, anderen Menschen und der Welt zufügen, das hat mit Klugheit nichts zu tun.

Eine Feststellung, die wiederum erst einmal dazu führt, nachzuhaken, was denn Klugheit überhaupt ist. Oder sein kann.

Klugheit verstehen wir in der Regel als etwas Menschliches. Tieren zum Beispiel attestiert man sie nicht. Also muss sie an das besonders ausgeprägt Gehirn gekoppelt sein, das man - zumindest solange, bis die künstliche Intelligenz dieses nicht abgelöst hat - mit menschlicher Intelligenz in Zusammenhang bringt.

Dass auch diese Verbindung faktisch nicht immer erkennbar ist, sei mal dahingestellt.

Also: Intelligenz und Klugheit. Ein Zusammenhang. Nun kennt man aber auch eine Wesensklugheit, etwas, das einem Menschen qua seines Charakters eigen ist. Oder eine Lebensklugheit, die sich über Jahre an Erfahrungen ausbildet und ein kluges Verhalten prägt.

Andere Auslegungen assoziieren Klugheit mit List. Oder mit Schläue, besonders der sogenannten Bauernschläue. Die wird verstanden als eine Eigenschaft, mit der es jemand vermag, sich persönliche Vorteile zu verschaffen.

Und es gibt den Begriff Cleverness. Clevere Leute wissen sich durchs Leben zu bewegen und mit ihrer Ausgebufftheit Anerkennung zu erwerben. Das kann auch schief gehen, wenn nämlich ein solches Cleverle über seine eigene Cleverness doch mal stolpert. Dann kann man zur Witzfigur werden.

Der Begriff Klugheit verleitet offenbar zum Abschweifen. Viele möchten sie bei sich sehen, möchten klug sein, als klug wahrgenommen werden. Doch wirklich kluge Menschen sind tatsächlich eine zunehmende Rarität.

Warum?

Klugheit braucht, um sich entwickeln zu können, Ruhe, Zeit, Aufmerksamkeit. Man ist nicht einfach klug und kann es auch nicht ohne Weiteres werden. Es gibt weder ein Standardwerk, noch eine Ausbildung oder ein Studium, noch sonst eine offizielle Schule, bei der man abschließend klug wäre.

Man muss auch klug sein wollen. Und das kann ganz schön mühsam sein.

Denn dann muss man auch mal zurückstecken, sich selber zurücknehmen, sich auf andere, auf die Welt, auf das Verstehenwollen von Zusammenhängen einlassen. 

Kluge Menschen versuchen, das Große-Ganze zu sehen. Nicht nur die Gegenwart für die schnelle Nummer zu nutzen, sondern Entscheidungen zu treffen, die auch zukünftig menschengeeignet sind. 

Klugheit antizipiert, was sein könnte und übernimmt Verantwortung auch für das, was hinter dem eigenen Horizont liegt.

Diese Klugheit ist selten. Umso schöner, wenn man auf Menschen trifft, die sie haben und pflegen. Hoffen wir, dass diese Eigenschaft dann ansteckend ist.

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