Jubel

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Es ist Herbst 2020. Gibt es Grund zu jubeln?

Die C-Worte dominieren nach über einem halben Jahr nicht nur immer noch die Nachrichten, sondern gleich die ganze Welt: Corona, Covid, Crisis. 

Nicht nur ein Virus wälzt alles um, was uns normal erschien. Politisch agieren Männer, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, das Klima ist weiterhin in einem Wandel – und zwar in einem extrem unguten – alles wird auf den Kopf gestellt, überall passiert Veränderung oder sie wird eingefordert. 

Gleichzeitig müssen Partys entfallen, Urlaube, Familienbesuche. Verhüllende Masken prägen das Stadtbild, Misstrauen gegenüber anderen im Wechsel mit passivem Rückzug oder aggressivem Auftreten nehmen die Leichtigkeit im Umgang miteinander.

Was soll da ein in den Raum hineingerufenes Wort wie „Jubel“?

Schauen wir doch mal hinter diese beschriebene Fassade. Tut sich da nicht doch auch etwas auf, das Anlass zum Jubilieren gibt? 

Einige entdecken gerade sich oder etwas ganz neu. Sie stellen fest, dass man auch „kontaktlos“ Kontakt aufnehmen kann. Sie erfinden etwas Neues, das sie aus dem ewigen Trott herausholt. Sie erfahren Zuwendung von Menschen, von denen sie das nie erwartet hätten. Sie stellen fest, dass sie ganz viel haben, obwohl sie gerade nicht viel kaufen können. Und manchmal wird ihnen klar, dass sie sich von einer Gewohnheit trennen können, die als „normal“ erschien, die aber viel zu einengend war, um etwas entdecken zu können, das besser ist, besser passt, Besseres schafft.

Nicht das Homeoffice ist die eigentlich neue Errungenschaft, nicht die Video-Konferenz oder die Erkenntnis, dass ein „sauberes“ Verhalten Menschen und eine Gesellschaft schützen kann. 

 Jubel kommt da auf, wo Bewusstsein entsteht, wo kleine Begegnungen, kleine Zeichen, kleine Eroberungen gelingen, die Menschen froh machen, die ihnen Kraft geben, die etwas möglich machen, was vorher einfach undenkbar erschien.

Wenn Menschen in diesem Land etwas in die Zukunft mitnehmen aus diesem Jahr 2020, dann sollte es die Fähigkeit sein, über das Kleine im Alltag, vor allem in unserem Miteinander und über jeden Tag zu jubeln, an dem sie aus Routinen ausbrechen und stattdessen erfinderisch sein können.

Jubeln im Chor – bei mehr als 80 Millionen Menschen dürfte das eine beeindruckende und mitreißende Veranstaltung werden. Und wenn der ein oder andere schiefe Ton dazwischengerät, wird der vom Jubel eingefangen. 

Let’s get loud!

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