Gesellschaft

Der Titel ist irreführend. Es gibt Gesellschaft nicht in der Einzahl. Die Welt besteht aus Gesellschaften, und auch die unterteilen sich wiederum in noch kleinere. Wir kennen z.B. die feine, die ehrenwerte, die gespaltene, die moderne, die digitale, die multikulturelle und noch unzählige andere Versionen dieses Phänomens.

Je nach Kontext kann man Gesellschaft also völlig anders auffassen.

Und nun? 

Vielleicht sollte diese Erkenntnis die Herausforderung dahingehend sein, sich genau aus dieser Perspektive mal Gedanken um unsere Gesellschaft zu machen. Eine Gesellschaft, die zwar nicht definiert, nicht klar einsortiert, nicht mit Etiketten belegt und nicht sonstwie eindeutig beschrieben werden kann, die aber doch allgegenwärtig ist und für unser Leben eine gewichtige Rolle spielt.

Niemand kann ohne Gesellschaft leben. Wir brauchen Menschen, eine Gruppe, ein Team um uns herum, um uns wohlfühlen, um den Alltag bestreiten, sinnvoll arbeiten, auf Ideen kommen oder uns weiterentwickeln zu können. Fehlt uns Gesellschaft, fehlt uns eine zentrale Möglichkeit, unseren Platz auf der Welt zu finden und letztendlich auch glücklich sein zu können.

Also sollte allen viel daran gelegen sein, Gesellschaft zu suchen, zu schaffen und lebendig zu halten.

Wenn man aber gar nicht genau sagen kann, was Gesellschaft überhaupt ist, dann stellt sich die Frage, wo man Gesellschaft finden und wie man sie tatsächlich entwickeln und leben kann? 

Jede und jeder fühlt sich mit anderen Menschen, in anderen Kontexten, in größeren oder kleineren Umfeldern wohl. Nicht für jeden ist die gleiche Art von Gesellschaft geeignet. Insofern ist Gesellschaft wohl etwas sehr Persönliches und Individuelles, eben etwas, das nicht für alle gleich gilt.

Wenn das zutrifft, dann wiederum stellt sich die nächste Frage, wie man in einer großen Gesellschaft, einer sehr diversen Gemeinschaft überhaupt leben kann? Je bunter, transparenter, verwobener unsere Welt wird, je mehr wir von allen Orten dieses Planeten über jeden Punkt etwas erfahren können, je mehr Menschen uns von überall her näher rücken, desto bedrängter mag sich manch einer fühlen. 

Das Ergebnis ist oft ein Rückzug ins Private, ins Kleine, ins vermeintlich Sichere, oft aber auch Vergangene. Was in der Folge dazu führt, dass nicht mehr Offenheit, Verständnis und Zugänglichkeit ermöglicht wird, um die Themen unserer Welt als Weltbürgerinnen und Weltbürger anzugehen, sondern das Feld den Wenigen überlassen wird, die sich der Gesellschaft vorzugsweise entziehen und ihre eigene Vision von Dasein postulieren.

So aber atomisiert sich Gesellschaft. Und sie verliert an Kraft. Dabei wäre eine souveräne Gesellschaft aus Individuen, mit kleinen Initiativen und großen Ideen, die bei aller Unterschiedlichkeit das Ziel vereint, eine lebenswerte Erde zu erhalten bzw. zu gestalten, eine ziemlich energetische Möglichkeit, die Herausforderungen, vor der wir alle stehen, mit Leidenschaft anzugehen und gemeinsam zu bewältigen. 

Diese Gesellschaft wäre dann im besten Sinne ehrenwert.

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