Arbeit

Achherrjemineh. Jetzt wird es wohl anstrengend. Arbeit steht für Mühsal, Plage, auch Knechtschaft oder Abhängigkeit. All das, was man als freier Mensch nicht will. Und wenn es nicht so wäre, dass die „Freiheit, die wir meinen“ nur mit Geld zu finanzieren ist und das ja irgendwo her kommen muss, könnte man auf diese Form von Arbeit oftmals nur zu gerne verzichten.

Doch allein schon die Verteilung des Bundeshaushalts auf die verschiedenen Ministerien zeigt: Während für Arbeit und Soziales ca. 33% des Gesamtetas aufgebracht werden, sind es beispielsweise für Bildung und Forschung gerade mal 4%. Die Aufwendungen für – und hier muss man weitestgehend konstatieren – klassische Arbeitsmodelle, wie wir sie aus dem 19. und 20. Jahrhundert kennen, werden stetig üppiger und lassen somit weniger übrig für die Bereiche, die die gesellschaftliche Entwicklung voranbringen könnten.

Und wo wir schon in den politischen Staatssphären sind: Jeder Mensch dieses Landes hat das „Recht auf die Entfaltung seiner Persönlichkeit“ (Art. 2 Grundgesetz). Und ebenso ist das Recht der freien Wahl von „Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte“ verbrieft (Art. 12 Grundgesetz). Von der Pflicht zu arbeiten, gar systemkonform zu arbeiten oder in undurchschaubaren Konstrukten zu arbeiten, steht da nichts.

Es ist also Zeit, sich mal wieder der Möglichkeiten von Arbeit zu besinnen. Und vielleicht geht das, indem wir z.B. die Definition von „Arbeit“ einmal neu fassen. Wenn sie sich lösen könnte von den Aspekten wie Leistung, Gelderwerb, Zeiterfassung, Tarifen, Klassen, im Weiteren von Unterscheidungen zwischen körperlicher und geistiger, „systemrelevanter“ und beispielsweise kreativer Arbeit, zwischen Vollzeit und Teilzeit, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Wirtschaft und Non-Profit-Organisationen und ähnlichen Kriterien einer kapitalmarkt-definierten Arbeitslogik, dann würden sich völlig neue Perspektiven ergeben. Und vermutlich würde auch eine ganz andere Welt entstehen.

Das ist vielleicht nicht für alle erstrebenswert. In jedem bekannten System steckt eben eine Menge Bekanntes. Und verbreitet ist das Unwohlsein groß, wenn man erkundetes Terrain verlassen und sich auf etwas Neues einlassen soll. Da muss schon ein echter Anreiz her.

Mehr Geld für weniger Leistung; mehr Freizeit, weniger Kosten; mehr Haben, weniger Sollen. Irgendwie gehen all diese Rechnungen nicht auf. Und – wenn wir ehrlich sind, hat in diesen Gleichungen noch nie so etwas wie zukunftsfrohes Denken und Handeln gesteckt. Hier finden nur Verschiebungen im Status Quo statt, der sich aber im Kern nicht verändert.

Insofern die schlechte Nachricht: Ohne Veränderung kommen wir nicht weiter. Klar, denn Veränderungsresistenz bedeutet Stillstand.

Und in dieser Erkenntnis steckt vielleicht die neue Definition von Arbeit. Die würde dann Fortkommen, Entwicklung, Bewegung, Kreativität und Lust am Austausch bedeuten. Mit Arbeit würden wir dann echte, gesellschaftlich-menschliche Mehrwerte schaffen, mit denen wir glänzend leben könnten.

Dabei stünden Werte im Vordergrund, die weder in einer Währung noch in kryptischen Systemen zählbar wären.

Arbeit würde dann erstrebsam werden als kreatives Denken und Handeln in einer ganz anders globalisierten und vernetzten Welt. Einer, die mehr Sinn macht. Weil sie der „Entfaltung der Persönlichkeit“ dient und allen Würde, Freiheit und gleiche Rechte zugesteht.

Schon wieder so ein Menschheitstraum.

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