Abwechslung

Tag und Nacht, Sommer und Winter, Sturm und Windstille - in unserer natürlichen Umwelt gibt es ständige Wechsel. In diesen Veränderungen haben wir uns mehr oder weniger eingerichtet. Auch, wenn es uns nicht passt - als Normalsterbliche müssen wir diese Phänomene hinnehmen.
Wobei genau das etwas ist, was wir eigentlich als Zumutung empfinden. Kann man nichts dagegen unternehmen?

Abwechslung suchen selbst die, die sich nach Ruhe sehnen. Aber sie sollte selbstgewählt und kontrollierbar sein. Immer wieder eine neue Serie, jeden Frühling, Sommer, Herbst und Winter irgendwoanders hin (und sei es immer an denselben Ort), ständig eine neue Mode, ein anderes Restaurant, eine unbekannte Freizeitbeschäftigung und so weiter.

Vor lauter Aktivität fällt den Meisten dabei gar nicht auf, dass sich in dieser Art Abwechslung im Kern gar nichts ändert. Man wechselt den Ort, das Unterhaltungsprogramm, das Outfit, aber das Leben verläuft weiter wie gehabt.

Abwechslung wird hier verstanden als etwas Kurzfristiges, mal Pause machen von Zwängen, die das korrekte Leben mit sich bringt. Raus aus dem Alltag.

Dabei könnte Abwechslung doch etwas viel Substanzielleres bedeuten. Während vielfach von „Change“ die Rede ist - den gewiefte Fachleute in den Unternehmen organisieren sollen - fristet der Wechsel ein weniger relevantes Dasein. Na gut, es gibt in ihm Fussball, wenn eine Spielerin taktisch gegen eine andere ausgewechselt wird. Oder bei der Uhrzeit, wenn Winter- gegen Sommerzeit und retour gewechselt wird.

Aber sonst? Was kann man wechseln?
Vielleicht eine Einstellung, weil man etwas neu gelernt hat. Ein Verhalten, weil man diese neue Erkenntnis umsetzen möchte. Ein Denkmuster, weil man verstehen konnte, dass in unserer Welt altes Denken einem neuen weichen muss. Und schließlich das Tätigkeitsspektrum, weil man sieht, wo etwas wirklich unternommen werden muss.

Man hat ja schon davon gehört, dass sich Manche schwer damit tun, täglich Wäsche zu wechseln. Noch mehr Probleme bereitet es aber offenbar, die Lebensweise zu wechseln, selbst wenn die Zeichen verbreitet auf Alarm stehen.

Da bleibt man lieber stehen oder zieht sich zurück in sichere Grenzen, die man selber gesteckt hat. Und hofft, dass der Sturm sich verzieht. Hat er ja schon immer getan - die Sonne wird irgendwann wieder hervorkommen. Mit solch einem Wechsel rechnen wir.

Hoffentlich verrechnen wir uns bei dieser Übung nicht allzusehr. Denn es dürfte ziemlich klar sein: So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Wir haben es selbst in der Hand, zur Abwechslung mal klug, sozial und engagiert zu denken und zu handeln. Dann könnte es auch was werden mit einem zukünftigen Leben, das uns Allen lebenswerte Abwechslung beschert.

Zurück
Zurück

Selbstverständlichkeit

Weiter
Weiter

Freizeit