Leistung
Warum eigentlich hat es die Leistung so weit gebracht? Und wann haben wir damit angefangen, uns über diese zu definieren? Seit Leistung „Performance“ genannt und damit zu einem Business-Indikator wurde, der als Meßlatte immer höher gehängt wird?
Das Mantra vom Höher-Schneller-Weiter hat sich schon lange als Trug erwiesen. Der Zustand einer verbreitet ruinierten physischen, psychischen und mentalen Gesundheit spricht Bände. Und wofür das Ganze? Um einer leitenden, regierenden, herrschenden Nomenklatura eine Daseinsberechtigung zu geben.
Wenn man Leistung unter diesen Vorzeichen mal so vor dem inneren Auge betrachtet, wird einem ganz schwummrig.
Die Zielvorgabe der Leistungsprediger sind Ergebnisse, die sich messen und vergleichen lassen - nicht das Experiment oder die Neugierde, über die etwas Einzigartiges entsteht, das Neues öffnet und wirklich weiterbringt.
Von klein auf wird der Mensch auf Leistung getrimmt. Er soll sich anstrengen, Vorgaben erfüllen, Standards erreichen, nein - besser übertreffen. Nicht nur, um Einkommen zu erwirtschaften und im besten Fall etwas Sinnvolles beizutragen, sondern um Ansprüchen gerecht zu werden, die ein System am Laufen halten. Ein System, das schon lange seine Berechtigung verloren hat und am Menschen vielfach vorbei geht.
Übrigens leisten die, die dieses System weiter bedienen, nicht wirklich etwas. Sie zeigen selten Größe, wenn sie etwas erzeugen, was sich in excel-konforme Listen notieren lässt.
Denn nicht Faszination, geistige Entwicklung, Reflektion oder gar so schwammige Dinge wie Güte, Leidenschaft, Humor sind die Motivation dieser Leute, die nach Leistung rufen. Es sind eitle Vorstellungen, die mit gesellschaftlichen Werten wenig zu tun haben.
Schlimm dabei: Diese Methode dezimiert die wahren „Leistungsträger“ und schwächt die Gesellschaft, das Miteinander, gelebte Werte.
Wer also sind die Menschen, die etwas leisten? Sind es die, die anderen Menschen helfen, die sie inspirieren, die Ideen anstupsen, die kreativ und künstlerisch tätig sind? Ist das nicht die Definition von Leistung, die uns wirklich nach vorne bringen könnte?
Die Anstrengung, die eine Sängerin aufbringt, um ihrem Publikum ein atemberaubendes Erlebnis zu verschaffen, die Mühe, die sich ein Lehrer macht, um Kinder für das aktive, frohe Lernen zu begeistern, den Durchhaltewillen, den eine Forscherin antreibt, Lösungen für ökologische Desaster zu finden - all die (und noch Viele andere mehr) tragen etwas zu einem Leben bei, das ein zutiefst menschliches ist. Das mit Offenheit, mit Überzeugung, mit Freude und - wenn man es ganz pathetisch ausdrücken möchte - mit Liebe zu tun hat.
Dass wir von solcher Liebe in unserer performance-getrieben Welt zu wenig haben und zu selten etwas spüren, dürfte mittlerweile Vielen aufgefallen sein. Und dass wir sie nicht alle paar Minuten irgendwo finden können, ist den Meisten ebenso klar.
Wenn wir also mal etwas weniger zähl- und meßbare Leistung und dafür mehr Leidenschaft und Empathie honorieren würden, dann ginge es uns auf diesem Planeten vermutlich um Einiges besser. Und dem Planeten selber auch.